Seit 2001 ist die norwegische Herren-Staffel ungeschlagen bei Weltmeisterschaften – und das bleibt auch weiterhin so: Emil Iversen, Martin Johnsrud Sundby, Sjur Røthe und Johannes Høsflot Klæbo triumphierten in Seefeld. Silber ging an Russland, über Bronze jubelten die Franzosen.
Starker Beginn von Eisenlauer und Katz
Graue Wolken, Regen und ein Temperatursturz auf etwa null Grad erwarteten die Langlauf-Herren am Morgen vor dem Staffelrennen. 4×10 Kilometer waren insgesamt zu absolvieren, drei Runden für jeden Athleten. Das Tempo war für die Startläufer zunächst nicht allzu hoch, so dass auch Sebastian Eisenlauer für das deutsche Team „einwandfrei“ unterwegs war und gut mithielt. Zwei Kilometer vor dem Wechsel attackierte plötzlich Andrey Larkov und sorgte dafür, dass ein Ruck durchs Feld ging: Russland, USA und Norwegen setzten sich leicht ab, Sebastian Eisenlauer führte die Verfolgergruppe an, löste sich daraus und lief im Alleingang an die Spitze heran, während Erik Bjornsen zurückfiel. „Einwandfrei, geil, richtig geil!“, jubelte Peter Schlickenrieder am Sprintanstieg und kurz darauf kamen Norwegen, Russland und Deutschland zusammen zum ersten Wechsel. „Das hätte ich im Leben nicht erwartet. Das war sicherlich eines seiner besten Rennen im Gesamtsportlerleben. Dass er diese Tempoverschärfung so mitgeht mit einem Spitzenki auf einer so schweren Strecke, da sage ich Chapeau!“, freute sich der Trainer. Die siebenköpfige Verfolgergruppe war allerdings nur sieben Sekunden zurück, die Schweiz hatte durch Ueli Schnider zu diesem Zeitpunkt leicht den Anschluss verloren. Durch reduziertes Tempo vergrößerte sich die Gruppe aber schnell wieder auf elf Mann, nach einer weiteren Tempoverschärfung zu Beginn der zweiten Runde waren aber nur noch sieben Athleten vorn, bis sich die USA nach hinten verabschiedete. Ab der zweiten Runde hatte Andreas Katz immer wieder Probleme in den Anstiegen, als Iivo Niskanen dann Anfang der dritten Runde das Tempo beschleunigte, war es endgültig um ihn geschehen. Aber auch bei Calle Halfvarsson machte sich seine Führungsarbeit negativ bemerkbar und er konnte in der dritten Runde das Tempo nicht mehr mitgehen. Bei zweiten Wechsel betrug Schwedens Rückstand 27 Sekunden, Frankreich und Deutschland lagen 34 und 39 Sekunden zurück.
Burman und Notz brechen ein
Mit einem gewaltigen Energieeinsatz lief Jens Burman innerhalb kürzester Zeit den Rückstand zu und auch Clement Parisse startete eine Aufholjagd. Lange konnte sich der Schwede aber nicht über seinen Erfolg freuen – kaum war er dran, fiel er auch schon völlig erschöpft zurück und sein Rückstand wurde bis zum Wechsel viel größer als er es vorher gewesen war. Langsamstarter Florian Notz hatte in seiner ersten Runde nicht an den Franzosen heranlaufen können, aber der Rückstand auf das Spitzentrio war gen eines geringeren Tempos nach dem Start leicht geschrumpft und blieb über die ersten Kilometer konstant. Sorge im deutschen Lager gab es noch nicht: „Einfach dein Ding machen! Die zweite Runde ist deine“, rief der Teamchef ihm zu. Leider hatte Florian Notz aber nicht seinen besten Tag erwischt. Gegen Ende der zweiten Runde war er schon völlig erschöpft: Der Rückstand wuchs au 50 Sekunden, bis zum Wechsel sogar auf 1:40 Minuten. Nachdem schon Jonas Baumann in der Verfolgergruppe das Tempo gemacht hatte, zeigte auch Dario Cologna als dritter Schweizer ein bärenstarkes Rennen, lief an Florian Notz heran und brachte sein Team zurück in den Kampf um Platz sechs. Im letzten langen Anstieg setzte er sich leicht von dem Deutschen und den unerwartet starken Kasachen, die auf den inzwischen geständigen und gesperrten Alexey Poltoranin verzichten müssen, ab und kam mit wenigen Metern Vorsprung auf das deutsch-kasachische Duo zum letzten Wechsel.
Überraschend frühe Attacke des Norwegers
Vorn wurde es nun langsam spannend: Johannes Høsflot Klæbo und Sergey Ustiugov, die die Streitaxt nach dem Sprint inzwischen längst begraben haben, kämpften für Norwegen und Russland um Gold, nachdem Matti Heikkinen auf seiner letzten Runde den Anschluss an die beiden Favoritenteams verloren hatte. Sergey Ustiugov erhöhte sofort stark das Tempo, um den Norweger so schnell wie möglich abzuschütteln, was seine einzige Chance war – so auch die Einschätzung seines Trainers Markus Cramer: „Die einzige Chance, die er hat, ist es zu versuchen, ab der zweiten Runde ihn mit mehr Speed abzuhängen, aber es wird schwierig. Das ist wohl wieder so ein Sprint und ich hoffe, heute haben wir das glückliche Ende auf unserer Seite.“ Der Norweger blieb dran und so war das Tempo schnell wieder draußen und lange Zeit schien es so, als wollten sich beide auf den Sprint konzentrieren. Sergey Ustiugov, der laut Cramer im Skaten wieder absolut konkurrenzfähig ist und nur im Klassischen noch deutlichen Trainingsrückstand nach seinem Daumenbruch hat, machte die gesamte Arbeit bei kontrolliertem Tempo – bis der Norweger plötzlich attackierte! Schon vor Ende der zweiten Runde sorgte Klæbo für den entscheidenden Abstand und der Russe war nicht in der Lage, ihm zu folgen. Der Vorsprung pendelte sich schnell bei etwa 15 Sekunden ein und Klæbo drehte sich immer wieder um, um die Kontrolle zu haben und nicht unnötig Kräfte zu verschwenden. Souverän lief er das Rennen zu Ende und sicherte sich und seinen Teamkollegen Emil Iversen, Martin Johnsrud Sundby und Sjur Røthe die Goldmedaille vor Andrey Larkov, Alexander Bessmerthnykh, Alexander Bolshunov und Sergey Ustiugov. Bronze ging nach spannendem Kampf an die Franzosen Adrien Backscheider, Maurice Manificat, Clement Parisse und Richard Jouve vor den Finnen Ristomatti Hakola, Iivo Niskanen, Matti Heikkinen und Perttu Hyvarinen. Beide Teams waren nahezu die gesamten letzten zehn Kilometer zusammen unterwegs gewesen. Oben am langen Anstieg hatte es wie im Sprint und Teamsprint wieder Stehversuche gegeben und der Finne war schließlich als Erster in die Abfahrt gegangen, obwohl ihm klar gewesen sein musste, dass das der entscheidende Nachteil sein würde: Richard Jouve kam auf der Zielgeraden aus dem Windschatten und ließ dem unerfahrenen Finnen keine Chance. Die Schweden Oskar Svensson, Calle Halfvarsson, Jens Burman und Viktor Thorn retteten sich knapp vor dem Verfolgertrio als Fünfte ins Ziel.
DSV-Herren Sechste, Schweizer Achte
Für die Schlussläufer aus Deutschland, Kasachstan und der Schweiz ging es um den sechsten Platz und das Trio blieb bis zum Schluss zusammen. Jonas Dobler erwies sich unterwegs als der Stärkste, machte meist die Führungsarbeit und ließ den anderen auf der Zielgeraden keine Chance. Peter Schlickenrieder, der vom dem Rennen noch gemeint hatte: „Bei den Männern ist Top8 in Ordnung, wenn sie Top6 schaffen, können wir schon ne Flasche Schampus aufmachen!“, relativierte das Gesagte trotz aller Zufriedenheit etwas. „Mit Platz sechs können wir zufrieden sein, darauf können wir aufbauen. Es werden nicht gleich ganze Sektkorken knallen, aber ein bisschen Prosecco gibt es schon. Die haben eine solide Geschichte gemacht, was mich sehr gefreut hat.“ Besonders lobte er die beiden Klassikläufer: „Sebi Eisenlauer hat so ein starkes Rennen gemacht und auch Andi Katz. Da kann man drauf aufbauen, da geht es vorwärts und man sieht an den Franzosen, für die freut es mich wahnsinnig, dass sie die Bronzemedaille gemacht haben, das sind unsere Buddies, mit denen müssen wir uns pushen.“ Dass sich die totale Zufriedenheit sich nicht ganz einstellte und das vor der WM gestellte Ziel, dass alle ihre Bestleistung abrufen, nicht ganz erreicht wurde, lag auf der dritten Schleife. „Flo Notz ist es schwer gefallen, dass er das Rennen über die Bühne bringt, er hat gekämpft, hat sich nicht aufgegeben. Jonas Dobler hat einfach sein Ding gemacht und das muss auch das Ziel sein, wenn irgendwo was brennt, dass man dann mal aushilft“, so Schlickenrieder weiter. Hinter Jonas Dobler überquerten Yevgeniy Velichko und Toni Livers die Linie, so dass Platz sieben an Kasachstan (Volotka, Klimin, Pukhkalo, Velichko) ging vor den Schweizern Ueli Schnider, Jonas Baumann, Dario Cologna und Toni Livers.
=> Ergebnis 4×10 km Staffel Herren