Nordische Ski-WM Seefeld: Falla und Klæbo holen erste Goldmedaillen im Langlauf Sprint - xc-ski.de Langlauf

Nordische Ski-WM Seefeld: Falla und Klæbo holen erste Goldmedaillen im Langlauf Sprint

Alte und neue Weltmeisterin Maiken Caspersen Falla (NOR) © Modica/NordicFocus

Maiken Caspersen Falla und Johannes Høsflot Klæbo heißen die überlegenen Sieger im Freistilsprint der Langläufer. Victoria Carl überraschte mit ihrem besten Karriereresultat als Fünfte.

Falla ungefährdet nach schwedischem Sturz

Maiken Caspersen Falla (NOR) © Modica/NordicFocus

Titelverteidigerin Maiken Caspersen Falla war definitiv nicht als Favoritin in diesen Freistilsprint mit langer Gleitpassage und Abfahrt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h bei den Herren gegangen. Auch nach der Qualifikation war sie noch sehr skeptisch hinsichtlich ihrer Chancen: „Ich war heute sehr nervös, so dass ich nun froh bin, dass der Prolog erstmal vorbei ist und die Heats beginnen.“ Im Finale lief sie dann wie die Heats zuvor wieder alles von vorn, um das Tempo zu bestimmen und sich wenn möglich aus Stürzen herauszuhalten. Die drei Schwedinnen reihten sich hinter ihr ein und Stina Nilsson versuchte erfolglos in den Anstieg hinein zu attackieren, kam aber nicht an der Norwegerin vorbei: Da fehlte der Schwedin nach der einmonatigen Verletzungspause wohl die entscheidende Kraft und Spritzigkeit. Während Falla vorn versuchte sich abzusetzen, wurde es in der letzten Wende vor Abfahrt ins Stadion sehr eng zwischen den Schwedinnen. Die in der Haarnadel innen laufende Jonna Sundling berührte mit ihrem Ski den der außen laufenden Prolog-Schnellsten Maja Dahlqvist, die daraufhin stürzte, während Sundling selbst weiterlaufen konnte. Den klaren Sieg von Maiken Caspersen Falla konnte niemand verhindern, auch Stina Nilsson nicht, die nach ihrer Vorgeschichte aber mehr als zufrieden mit der Silbermedaille sein muss. Nachdem sie im Ziel realisiert hatte, was sie erreicht hatte, begannen die Freudentränen bei der Schwedin zu laufen und auch Falla war überglücklich: „Ich sehr glücklich. Die hohe Geschwindigkeit hat mir Sorgen gemacht. Die Saison lief nicht so gut bisher. Aber ich hatte sehr gute Ski und ich bin nun überglücklich“, freute sich die Norwegerin über die erfolgreiche Titelverteidigung. Mari Eide sicherte sich aus dem Windschatten heraus die Bronzemedaille vor Jonna Sundling, Victoria Carl und Sturzopfer Maja Dahlqvist.

Bestes Karriereresultat für Vici Carl

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Der Plan ist definitiv aufgegangen bei Victoria Carl. „Ich würde mich freuen, wenn alle Sportler ihre Bestleistungen verbessern“, hatte Bundestrainer Peter Schlickenrieder im Vorfeld gesagt und Victoria Carl hat das Soll voll erfüllt. Schon nach ihrem Viertelfinale hatte er nur noch „Super, super“ in sein Funkgerät gerufen und kurz darauf erklärt: „Das war geil, genauso wie wir das vorbereitet haben. Energie sparen und dann volle Attacke im letzen Berg. Und unser deutsches Team feuert hier an genau an der richtigen Stelle an!“ Unterstützt von jedem, der grüne Jacken trug, fehlten ihr aber im Finale die Kräfte, um mit den Besten mitzuhalten. Durch den Sturz kam sie noch als Fünfte in die Wertung, was aber ihr bestes Karriereresultat bedeutete. „Wenn man mich heute Morgen gefragt hätte, hätte ich sagen müssen, dass ich erstmal sehen muss, dass ich den Prolog überstehe, weil das immer mein Problem ist. Aber hintenraus werde ich dann immer schneller und das funktioniert dann auch besser Frau gegen Frau. Ich habe durch die ganzen Heats, die ich laufen durfte, an Erfahrung dazu gewonnen und dass es genau heute aufgeht, ist… ganz gut und unbeschreiblich“, meinte sie. „Ich bin bei der Junioren-Weltmeisterschaft auch schon im Sprint gut gewesen, aber so extrem, dass ich da dann auch gegenhalten kann und denen auch so ein bisschen Angst machen kann sozusagen, ist was ganz Neues.“

Ringwald und Fähndrich im Halbfinale

Sandra Ringwald (GER) © Modica/NordicFocus

In einem Halbfinale, in dem die Hälfte des Starterfelds Deutsch sprach, konnte Victoria Carl zusammen mit Maja Dahlqvist ins Finale einziehen. Zunächst sah aber alles nach einem weiteren Sieg von Sandra Ringwald aus, die als Erste auf die letzte Gerade ging. Dort verließen sie aber auf den letzten hundert Metern die Kräfte, was sie sich selbst nicht erklären konnte: „Ich bin enttäuscht, dass ich da so überrumpelt und durchgereicht worden bin auf der Zielgeraden von 2 auf 6, weil eigentlich hat alles gut gepasst. Ich habe mich sehr stark gefühlt hinter der Maja Dahlqvist. Dann gingen mir wahrscheinlich ein bisschen die Körner aus und die anderen sind wahrscheinlich mit mehr Speed in die Abfahrt reingekommen und dann war es auch schon vorbei.“ Durch das Zurückfallen von Sandra Ringwald konnten sich Vici Carl und Nadine Fähndrich die Plätze zwei und drei sichern – für die Schweizerin reichte es im Endklassement zu Platz sieben. „Ich hatte in letzter Zeit immer mentale Probleme und mit der Taktik, aber ich denke, das wird nun besser“, hatte sie selbstkritisch und hoffnungsvoll nach dem Prolog gesagt. Sandra Ringwald wurde als Zwölfte gewertet. Peter Schlickenrieder war mit seinen Mädels absolut zufrieden: „Das ist tatsächlich ein freudiges Ereignis. Dass wir die Top8 Platzierung tatsächlich im ersten Rennen schon schaffen und vor allem dass es Victoria Carl schafft, die beste Leistung ihrer Saison hier bei der Weltmeisterschaft zu machen. Punktgenau, das ist natürlich parademäßig. Besser kann es nicht gehen, von daher freuen wir uns da schon riesig“, meinte er und fügte hinzu: „Das fühlt sich schon fast wie eine Medaille an, aber man hat gesehen, auch mit dem risikovollen Herangehen von Sandra Ringwald, dass wir definitiv fähig sind, in nicht allzu langer Zeit Medaillen zu gewinnen. Wir müssen nun nur die nächsten, deutlich großen Schritte, die wir machen müssen im gesamten Langlauf auch tun, weil sonst werden wir es nie systematisch hinbekommen.“

Viel Taktik im Herrenfinale

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Federico Pellegrino (ITA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das Herrenfinale begann in gemäßigtem Tempo, nach dem ersten Anstieg standen sogar alle Sechs still und sahen sich an. Wer würde nun als Erster in die Abfahrt zur Stadionpassage gehen? Lucas Chanavat verlor als Erster die Nerven und hatte damit sein Pulver auch schon verschossen, denn als die Norweger und Pellegrino unten und in den Anstieg hinein angriffen, konnte er aus der führenden Position nichts mehr ausrichten. Federico Pellegrino übernahm ihm Berg die Führung und wusste sofort, dass er damit einen Fehler gemacht hatte, als Johannes Høsflot Klæbo sich nicht anstrengte, ihm die Führung streitig zu machen. Nach der Abfahrt kam der Norweger aus dem Windschatten und holte sich auf der Zielgeraden den Sieg. „Ich wusste mit dem Rückenwind auf der Zielgeraden habe ich keine Chance gegen Klæbo. Ich musste alles versuchen, aber mehr als Silber war nicht möglich. Wir kannten die Strecke ja nun schon ein Jahr und wussten, was uns erwartet, dass keiner nach vorne gehen will. Ich wusste, es gibt nur eine geringe Chance, von vorne zu gewinnen. Aber ingsamt bin ich doch sehr zufrieden“, meinte Pellegrino und der neue Weltmeister erklärte: „Es war ein sehr seltsames Rennen. Oben sind wir stehengeblieben, aber keiner wollte als Erster runter. Nach dem ersten Angriff gab es nur noch Vollgas. Ich war Zweiter vor der letzten Kurve und es ging so aus, wir ich mir das vorgestellt hatte. Nun bin ich Weltmeister, das kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen.“ Über Bronze freute sich Gleb Retivykh aus dem Team von Markus Cramer. Richard Jouve verpasste die Medaillen als Vierter vor Emil Iversen und Lucas Chanavat, der nach der letzten Kurve Tempo rausnahm.

Das passierte in früheren Heats….

Kristine Stavaas Skistad (NOR) stürzt © Modica/NordicFocus

Szene des Tages ist sicherlich das Handgemenge nach dem ersten Halbfinale der Herren. Sergey Ustiugov und Johannes Høsflot Klæbo hatten sich schon während des Laufes ein paar Mal berührt, nachdem der leicht vorn laufende Norweger nach innen zog und dem Russen dabei über den Ski fuhr. Der Russe war sichtbar wütend, schubste Klæbo leicht von sich und bekam dafür wegen Behinderung später die gelbe Karte. Die Szene war aber noch nicht beendet, denn im Ziel schubste Ustiugov Klæbo mehrfach von sich und fasste ihm unter Buhen der Zuschauer ins Gesicht – die Wut war inzwischen beiden anzusehen und sie konnten sich kaum beherrschen. Die Jury tagte wegen Ustiugov, der im Zielsprint auch noch Platz vier verlor, nach dem Halbfinale noch länger, weitere Strafen gab es aber erstmal nicht. Ustiugov sagte kurz darauf: „Wir haben uns bereits unterwegs einmal berührt. Natürlich bin ich verärgert gewesen. Ich musste mich da noch zusammenreißen. Ich wollte ihn fast ausknocken, aber ich habe es nicht getan.“ Nach dem Halbfinale wurde der Russe zur Jury zitiert, wo er sich für sein unsportliches Verhalten im Ziel zu rechtfertigen hatte. Gegen 18 Uhr gab die FIS bekannt, dass Sergey Ustiugov wegen seines Benehmens eine zweite gelbe Karte erhalten habe und damit disqualifiziert wurde. Zuvor gab es schon im Viertelfinale eine weitere Szene, die nach einen Stockbruch von Calle Halfvarsson am Start vorzeitig entschärft wurde. Nachdem der Schwede unmittelbar vor Beginn der Weltmeisterschaften mit einem satirischen Rap-Video zusammen mit Robin Bryntesson an die Öffentlichkeit gegangen war, in dem er die Norweger verspottete und beschimpfte und u.a. Klæbo einen kleinen Drecksack nannte. Damit goss er Öl in die norwegisch-schwedische Rivalität, aber durch seinen Malheur, als der Stock durch die Belastung am Start einfach durchbrach, geriet er mit norwegischen Athleten nicht mehr ernthaft aneinander – den Ersatzstock zertrümmerte er dann vor Wut im Ziel. Das norwegische Sprinttalent Kristine Stavås Skistad hatte bis auf die Zielgerade des Halbfinals sehr überzeugende Leistungen angeboten und hätte definitiv um die Medaillen kämpfen können, als sich sie im Halbfinale auf dem Weg zu Platz zwei selbst den Stock zwischen die Beine stellte, stürzte und ausschied. Im Ziel musste sich die in Tränen aufgelöste Skistad von Mari Eide trösten lassen.

 

https://www.youtube.com/watch?v=TRPJ53XPAFU

 

Nur Roman Schaad im Viertelfinale

Roman Schaad (SUI), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © THIBAUT/NordicFocus

Bei den Herren hatte nur Roman Schaad den Sprung unter die besten 30 geschafft. Dass es die beiden DSV-Sprinter Sebastian Eisenlauer und Janosch Brugger als 41. und 42. nicht schafften, war nach den Vorleistungen nicht überraschend, aber auch die Gastgeber mussten in den Heats auf Dominik Baldauf, Luis Stadlober, Bernhard Tritscher und Tobias Habenicht verzichten. Bei den Schweizern scheiterten Jovian Hediger, Roman Furger und Jason Rüesch vorzeitig. Roman Schaad entschied sich für den starken ersten Heat mit Klæbo, Ustiugov und Krogh und hoffte, als Vierter über die Zeit weiterzukommen. Das gelang ihm nicht und er beendete den Tag auf Platz 24, Laurien van der Graaff wurde 16. Bei den DSV-Damen schlugen sich Laura Gimmler mit Platz 20 und Sofie Krehl als 28. wacker, so dass Bundestrainer Schlickenrieder auch mit ihnen sehr zufrieden war. Im Prolog waren überraschend sämtliche Finninnen gescheitert, aber auch im norwegischen Lager gab es bittere Tränen, als nur vier von fünf Norwegerinnen weiterkamen und Lotta Udnes Weng scheiterte.

=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren

 

 

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