Nordische Ski-WM Seefeld: Johaug nur knapp vor Karlsson, starke DSV-Damen

Frida Karlsson (SWE), Therese Johaug (NOR), Ingvild Flugstad Oestberg (NOR), (l-r) © GEPA pictures/ Christopher Kelemen

Die Wachablösung ist ganz nah: Therese Johaug konnte sich nach hartem Kampf über zehn Kilometer klassisch vor fast 10.000 Zuschauern im sonnigen Seefeld nur knapp vor dem aufgehenden Langlauf-Star Frida Karlsson behaupten. Bronze holte sich Ingvild Flugstad Østberg. Nadine Fähndrich wurde Fünfte, drei DSV-Damen schafften den Sprung unter die besten 15 und zeigten eine bemerkenswerte Mannschaftsleistung…

Wachablösung steht kurz bevor

Frida Karlsson (SWE), Therese Johaug (NOR), Ingvild Flugstad Ostberg (NOR). (l-r) © GEPA pictures/ Joel Marklund

Das Einzelstartrennen der Damen fand wie das Training gestern unter frühlingshaften Bedingungen statt, die eher Lust auf Sonnenbaden am Strand machen als auf Wintersport. „Ein Tag am Strand wäre schön, aber hier bei der WM anzutreten ist noch schöner“, so Katharina Hennig. Die Damen liefen auf einer relativ leichten blauen Runde, so dass die Abstände nicht so groß erwartet wurden. Da die „blauen“ Streckenteile mit Ausnahme des Stadions größtenteils im Schatten liegen, war das Wachsen diesmal trotz 12°C in Schatten kein zu großes Problem – anders, als es morgen bei den Herren auf anderer Strecke und vermutlich noch wärmeren Temperaturen sein wird. Da vermutet wurde, dass das Rennen hintenraus schneller wird, entschieden sich die Favoriten aus der roten Gruppe für die höchstmöglichen Startnummern – wie Therese Johaug für die Nummer 60. Die Topfavoritin konnte auf dieser Strecke ohne wirkliche Schwierigkeiten nicht ihre Stärken am Berg ausspielen, so dass ihr Vorsprung vergleichsweise gering ausfiel. Schwedens großes Langlauf-Talent, die erst 19-jährige Frida Karlsson, kam der als „beste Klassikläuferin der Welt“ betitelten Norwegerin sehr nahe, lag lange Zeit sieben Sekunden hinter der Topfavoritin. Auf der letzten Runde, auf der Therese Johaug ungewohnterweise immer noch Vollgas geben musste, sah die Norwegerin nicht mehr gut aus und der Vorsprung schmolz auf vier Sekunden zusammen. Auf den letzten drei Kilometern holte sie aber noch einmal alles aus sich heraus und lag im Ziel zwölf Sekunden vor der jungen Schwedin. Frida Karlsson hatte auf dem Stuhl der Führenden immer wieder fassungslos den Kopf geschüttelt, als immer mehr Favoritinnen hinter ihr zurückblieben. Auch wenn die ganz große Sensation ausblieb, ist die Wachablösung zwischen dieses beiden Athletinnen, die sich in so vielen Dingen so ähnlich sind, ganz nah: Körperbau, Laufstil, Stärke am Berg, sehr junges Alter beim großen Durchbruch und früher Hype um den neuen Star am Langlaufhimmel – Frida Karlsson wird in den nächsten Jahren vermutlich eine ganz ähnliche Dominanz wie Therese Johaug an den Tag legen und kann zusätzlich auch noch besser sprinten.

Duell um Bronze – Fähndrich Fünfte und Stadlober Achte

Nadine Faehndrich (SUI) © THIBAUT/NordicFocus

Schon nach der ersten von zwei Runden war klar, dass Ingvild Flugstad Østberg nur um Bronze würde kämpfen können, wenn Frida Karlsson diesmal ihre Renneinteilung besser im Griff hat. Am Ende wurde es sogar noch einmal eng mit der Bronzemedaille der Norwegerin, weil Krista Pärmäkoski in der zweiten Runde noch einmal ordentlich aufkam. Im Ziel trennten die beiden Athletinnen nur noch 1,4 Sekunden, drei Kilometer vor dem Ziel waren es noch 14 Sekunden gewesen. Dabei bewiesen die finnischen Wachstechniker, dass sie doch mit den Bedingungen im österreichischen „Sommer“ zurechtkommen können, über die sie in den letzten Tagen noch so geklagt hatten. Nadine Fähndrich, die sich vor dem Teamsprint übergeben musste und deswegen dort nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war, bewies einmal mehr, dass sie mehr als nur eine immer besser werdende Sprinterin ist und sich auch in der Distanz immer weiter steigert. Bei ihrem starken fünften Platz liegt sie allerdings schon eine halbe Minute hinter den Medaillen und profitierte davon, dass andere Mitfavoriten wie Andersson (16.), Kalla (9.) oder die Russinnen hinter den Erwartungen blieben. Beste Russin auf Platz sechs war diesmal Anastasia Sedova, die ihre höher gehandelte Kollegin Natalia Nepryaeva knapp hinter sich ließ. Teresa Stadlober absolvierte ihren ersten Start bei ihrer Heim-WM nach einer leichten Verkühlung im T-Shirt, sagte aber bereits vorher, dass sie dieses erste Rennen als „Durchputzer“ nutzen wollte. Platz acht, nur vier Sekunden hinter der Schweizerin, ist demnach als sehr gutes Ergebnis zu werten. Im Freistil Massenstart am Wochenende geht es dann für sie möglicherweise noch um eine Medaille, auch wenn klassisch ihr besser liegt. Knapp hinter Charlotte Kalla kam Astrid Uhrenholdt Jacobsen als Zehnte ins Ziel.

DSV-Damen überraschen mit Top-Resultaten

Pia Fink (GER) © THIBAUT/NordicFocus

In so starker mannschaftlicher Geschlossenheit hätte das junge DSV-Team wohl nicht mal der immer optimistische Bundestrainer Peter Schlickenrieder erwartet. Katharina Hennig als nominell stärkste Deutsche hatte in ihrem Lieblingsrennen im Vorfeld „mit einer Top10-Platzierung geliebäugelt“ und nach der ersten Runde lag sie auf einem starken siebten Platz direkt vor Laura Gimmler. Die junge Allgäuerin schlug von Anfang an ein sehr hohes Tempo an und konnte ihre Geschwindigkeit recht gut bis zum Ende durchziehen. Zwar verlor sie in der zweiten Runde noch ein paar Position, erreichte als erstklassige 13. aber ihr bestes Ergebnis in einem Distanzrennen. Nachdem sie sich über das ganze Gesicht strahlend einige Zeit im Leader’s Chair erholen konnte, bis Frida Karlsson kam, war sie nach Rennende immer noch etwas sprachlos: „Dass es jetzt ausgerechnet bei der WM so gut läuft, ist natürlich ein Glücksfall. Ich war noch nie so weit vorne im Distanz Weltcup und ich bin ein bisschen sprachlos.“ Katharina Hennig bekam schon nach vier Kilometern Gesellschaft von dem 30 Sekunden später gestarteten schwedischen Shootingstar, die furios ins Rennen gestartet war. Die Sächsin ging zwei Kilometer mit der Schwedin mit und konnte so für kurze Zeit von dem hohem Tempo der 19-Jährigen profitieren, bis sie diese Geschwindigkeit nicht mehr mitgehen konnte. Auf den letzten Kilometern büßte sie noch einige Sekunden ein, war aber dennoch sehr zufrieden. „Top11 ist auch gut, ich will nicht kleinlich sein. Ich bin happy, dass es heute vom Platz her noch ein bisschen besser war als Samstag und ich mich auch besser gefühlt als Samstag. Für mich ist Platz 11 wie Top10. Wir haben auch darauf hingearbeitet. Jeder hat noch einmal an den Stellschrauben gedreht und ich muss einfach sagen, wir sind ein tolles Team. Wir geben uns gegenseitig Mut. Ich denke, das hat heute erste Früchte getragen.“ Von diesem Teamgeist profitierte auch Pia Fink, die als sehr gute 15. ins Ziel kam und damit etwas schneller war als die nach einer Erkrankung ihr erstes Rennen laufende Ebba Andersson, mit der sie eine Weile zusammen laufen konnte. Sandra Ringwald kam als 27. ins Ziel, für eine auf Sprint spezialisierte Läuferin mit vielen Wettkämpfen in den Beinen fand Peter Schlickenrieder aber auch ihr Ergebnis zufriedenstellend: „Ich bin vor allem glücklich, weil nicht nur drei unter den Top15 sind, sondern vier unter den 30, weil die Sandra Ringwald sicherlich schon einige Wettkämpfe hinter sich hat und sicherlich nicht die Distanzspezialistin ist. Sie macht ein sehr gutes Distanzrennen auf 27 und das muss man erstmal schaffen, alle vier in die Top30 zu kriegen. Und dann noch drei so weit vorne, ich glaub, jetzt sind wir auf dem richtigen Weg.“

=> Ergebnis 10 km KT Damen

 

 

 

 

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