Nordische Ski-WM: Sundby holt über 15 Kilometer endlich ersten Einzeltitel

Martin Johnsrud Sundby (NOR) © THIBAUT/NordicFocus

Martin Johnsrud Sundby hat es endlich geschafft und sich mit 34 Jahren seinen ersten Einzeltitel geholt. Alexander Bessmerthnykh gewann Silber vor Iivo Niskanen. Dario Cologna wurde Sechster, zwei Deutsche liefen unter die besten 15.

Tolle Aufholjagd bis zu WM-Gold

Martin Johnsrud Sundby (NOR) © THIBAUT/NordicFocus

Bei 11,5°C im Schatten herrschten sehr schwierige Langlaufbedingungen, bei denen viele Athleten kurzärmlig unterwegs waren und die Briten Andrew Young und Andrew Musgrave sogar mit nacktem Oberkörper bauchfrei unter der Startnummer. Zu absolvieren galt es zwei 7,5 Kilometer-Runden, die jeweils zur Hälfte aus dem sonnigen roten Kurs und dem schattigen blauen Kurs bestanden mit jeweils extrem unterschiedlichen Schneebedingungen: Extrem sulzig und tief in der Sonne, so dass kaum jemand die gespurte Loipe nutzte, und deutlich besser zu laufenden schattigen Passagen. Zunächst sah alles nach einem russischen Sieg aus, Alexander Bolshunov war wie auch Iivo Niskanen der Topfavorit und beide hatten sich wie auch Didrik Tønseth für eine frühe Startnummer innerhalb der roten Gruppe entschieden. Der Russe ging sehr schnell an und setzte zunächst die Bestzeiten, doch schnell zeigte sich, dass sein Teamkollege Alexander Bessmerthnykh, Dritter beim letzten Klassik-Einzelstart in Cogne, deutlich besser unterwegs war. Nach der ersten Runde war er elf Sekunden schneller als Bolshunov und Tønseth, Sundby und Niskanen lagen hier schon 18 Sekunden zurück. „Man braucht viel Erfahrung bei diesen schweren Bedingungen und schwerer Strecke. Diese vermeintlichen Flachstücke, da muss man den richtigen Speed, die richtige Dosierung finden, nicht zu schnell anzugehen, weil es hintenraus extrem hart wird und wer hier bis Kilometer 12 zu viele Körner gelassen hat, den erschlägt es förmlich bei diesen langen Anstiegen und diesen schweren, nassen, zähen Bedingungen“, so Peter Schlickenrieder. Vor allem Martin Johnsrud Sundby nutzte seine langjährige Erfahrung in der zweiten Rennhälfte und kam von Kilometer zu Kilometer näher, bis er vor dem letzten Anstieg schließlich die Führung übernahm und sich mit 2,9 Sekunden Vorsprung im Alter von 34 Jahren endlich seinen langersehnten ersten Einzeltitel sicherte. Er selbst hatte aber keine Ahnung, bis er erschöpft im Ziel liegend einen Blick auf die Anzeigetafel warf und Iivo Niskanen als erster Gratulant auf ihn zustürmte. „Ich habe unterwegs viel gehört, dass ich um die Medaillen kämpfe, aber dass es um Gold geht, wusste ich nicht bis zum letzten Anstieg. Das Team hat reingeschrieen, ich hatte total Panik auf den letzten zwei Kilometern. Über den Moment habe ich schon lange nachgedacht, das sind unglaublich viele Emotionen. Alle glauben an dich, aber dieser Sieg ist wahrscheinlich der süßeste von allen“, meinte der überglückliche Weltmeister mit Tränen in den Augen.

Dario Cologna verpasst Medaille als Sechster

Dario Cologna (SUI) © THIBAUT/NordicFocus

Alexander Bessmerthnykh war nach Ankunft des Norwegers sichtbar enttäuscht, wird sich später aber sicher über seine Silbermedaille freuen. Bronze ging an einen nicht unzufrieden wirkenden Iivo Niskanen, der mit 20 Sekunden Rückstand ein Trio anführte: Andrey Larkov verpasste das Podium ganz knapp wie auch der fünftplatzierte Didrik Tønseth. Dario Cologna zeigte ein relativ gleichmäßiges Rennen und holte am Ende noch zwei Plätze auf. Als Sechster hatte er aber bereits 32 Sekunden Rückstand, zwölf Sekunden auf Bronze. Drittbester Norweger wurde Skatingspezialist und Skiathlon-Weltmeister Sjur Røthe auf Platz sieben. Alexander Bolshunov wurde noch bis auf den achten Platz durchgereicht, eine weitere große Enttäuschung für den Russen, für den ohnehin nur Gold zu zählen scheint. Zeitgleich mit dem Russen kam Andrew Musgrave ins Ziel, der im Rennen auch Umwege in Kauf nahm, um jedes Fitzelchen Schatten mitzunehmen. Emil Iversen komplettierte die besten Zehn gefolgt von den beiden besten Schweden Jens Burman und dem wiedergenesenen Viktor Thorn.

Deutsche überzeugen beim Wasserskilaufen

Andreas Katz (GER) © THIBAUT/NordicFocus

Auch das deutsche Team stöhnte nach dem Rennen über die Bedingungen. „Das war eher Wasserski als Langlauf“, hörte man aus dem deutschen Lager, von Badehose, Strandparty und Sommerurlaub war die Rede. Dass diese warmen und nassen Bedingungen dem einen mehr liegen als dem anderen, ist klar. Manche hatten aber auch schon vor dem Start wenig Hoffnung auf Erfolg. „Andi Katz hat die besten Ski für diese Bedingungen. Lucas Bögl hat da von vornherein schon gar keine Chance“, so Ex-Bundestrainer und Eurosport-Experte Jochen Behle. Jonas Dobler und Florian Notz standen vorher schon für die Staffel fest und sparten Kräfte. Sowohl Andreas Katz als auch Sebastian Eisenlauer zeigten ein sehr starkes Rennen und auch Janosch Brugger war diesmal „sauzufrieden“. „Das erste Mal im Leader Chair in meinem Leben, das ist so cool. Das war auch ein kleiner Traum, irgendwann schaffe ich es mal in so einen Stuhl“, strahlte Andi Katz. Platz 13 und 15 sowie 18 sind ein deutlicher Achtungserfolg und eine Empfehlung für die freien Staffelplätze: „Die Staffel haben wir im Kopf, aber wir freuen uns jetzt erstmal, dass dieses Rennen weitaus besser gelaufen ist, als es jeder erwartet hätte“, so Peter Schlickenrieder. „Die Jungs haben ihr Bestes gegeben und das war aus meiner Sicht weit mehr als wir erwarten konnten.“ Lucas Bögl wurde 26. Neben Dario Cologna zeigten auch Jonas Baumann als 14. und Ueli Schnider als 23. ein sehr gutes Rennen, Beda Klee wurde 37. An einem von den Dopingrazzien überschatteten Rennen stand mit Luis Stadlober nur noch ein Österreicher am Start und wurde 56.

=> Ergebnis 15 km KT Herren

 

 

 

 

 

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