Vom 23.2. bis 7.3. weilt xc-ski.de Redakteur Mario Felgenhauer bei der Nordischen Ski-WM in Oslo. Hier berichtet er täglich von seinen Erlebnissen vor Ort
Sonntag, 06.03.2011
Kaiserwetter zum krönenden Abschluss der WM. Bei strahlendem Sonnenschein starten die Athleten zum 50 Kilometer Freistil-Massenstart und wieder ist für Spannung gesorgt. Tobi Angerer zeigt ein starkes Rennen und wird am Ende etwas unglücklich Sechster. Die weit über 100.000 Zuschauer bahnen sich im Anschluss an das Rennen den Weg ins Tal, aber über einen Schleichweg schaffe ich es zügig hinunter nach Oslo, um den letzten Stammtisch vorzubereiten. Weil die Siegehrung oben am Holmenkollen stattfindet, ist das Stadtzentrum viel weniger stark besucht, als an den elf Tagen zuvor. Am Stammtisch findet sich Tom Reichelt ein und erzählt von seinem Einsatz und Platz 18 im Endklassement. Danach heißt es Abschied nehmen von der Casa Fiemme-Trentino, die in den letzten Tagen fast zu einer Heimat für mich geworden ist. Morgen will ich noch einmal auf die Strecke am Holmenkollen und um 18 Uhr startet dann mein Flieger in die Heimat. Arrivederci a Val di Fiemme 2013!
Samstag, 05.03.2011
Als ich am Vormittag ein paar Runden auf der Wettkampfstrecke drehe, wird mir erst so richtig bewusst, welche Stimmung hier herrscht. An jedem Anstieg werde ich angefeuert, als ob ich gerade auf dem Weg zum Weltmeistertitel wäre. Das muss einfach ein unglaubliches Gefühl für die Athleten sein, hier zu laufen. Das Rennen verfolge ich dann wieder zusammen mit Johannes Stehle in der Mixed-Zone und am dahinterliegenden Streckenabschnitt. Evi hat zwar Top-Material, aber mit Seitenstechen zu kämpfen. Trotzdem gelingt ihr zusammen mit den anderen deutschen Mädels ein super Mannschaftsergebnis. Am Abend ist sie dann zusammen mit Nicole zu Gast am Stammtisch. Danke übrigens noch an die Physiotherapeutin Christina, die den Fahrdienst vom Holmenkollen zur Casa Fiemme übernommen hat, weil kein Shuttle zur Verfügung stand. Morgen heißt es dann noch einmal Daumen drücken für die deutschen Herren.
Freitag, 04.03.2011
Heute liegt etwas in der Luft. Früh begebe ich mich in die Mixed-Zone und verfolge den Start. Immer wieder klettere ich die paar Höhenmeter hinter der Mixed-Zone hinauf zur Strecke und feuere unsere Jungs direkt an. Der Rennverlauf ist absolut unorthodox und als Tobi Angerer als Erster ins Stadion einläuft, bleibt mirfast das Herz stehen. Zwar muss er Northug und Hellner noch ziehen lassen, aber am Ende ist die Bronzemedaille gesichert. Noch in der Mixed-Zone sichert mir Franz Göring seinen Besuch am Stammtisch zu, was dann aber um 20:15 Uhr passiert, übertrifft alle meine Erwartungen. Nacheinander betreten Franz Göring, Jens Filbrich und Axel Teichmann die Casa Fiemme-Trentino. Der Stammtisch platzt aus allen Nähten und es wird mein persönliches Highlight dieser WM. Zusammen mit ARD-Kommentator Jens Jörg Rieck lassen wir das Rennen noch einmal Revue passieren. Müde aber glücklich geht es danach in meine Unterkunft.
Donnerstag, 03.03.2011
Vor der Damenstaffel nehme ich die Loipen ein zweites Mal selbst unter die Ski. Da das Stadion so früh noch gesperrt ist, laufe ich die alte 16,7 Kilometer Runde, auf der normalerweise das 50 Kilometer Rennen ausgetragen wird. Es ist Einiges los auf den Strecken und auch die Camper haben sich schon breit gemacht. Dann steigt die Spannung. Ich begebe mich in die Mixed-Zone und verfolge mit Johannes, dem Ehemann von Evi Sachenbacher-Stehle das Rennen. Leider klappt es nicht mit einer Medaille, aber die Mädels liefern eine starke Leistung ab. Am Stammtisch muss ich dann leider auf sie verzichten, schließlich steht noch ein Wettbewerb auf dem Programm.
Mittwoch, 02.03.2011
Heute muss es doch endlich klappen. Schließlich gehen unsere Damen als amtierende Olympiasiegerinnen und die Herren als Silbermedaillengewinner ins Rennen. Okay, diese Betitelung hinkt ein bisschen, da in Vancouver geskatet wurde und hier klassischen gelaufen wird. Außerdem ist Tim Tscharnke der einzige aus den beiden Teams, der auch in Vancouver gestartet war. Der zeigt zusammen mit Jens Filbrich ein klasse Rennen und erkämpft am Ende einen sehr guten vierten Platz. Vor dem Damenrennen machten viele Gerüchte die Runde, was denn nun das Wunderwachs der Finnen ist. Aber eine Auflösung gibt es trotzdem nicht. Es wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.
Dienstag, 01.03.2011
Die Halbzeit ist erreicht und wieder begebe ich mich mit Hoffnungen in Richtung Holmenkollen. Axel Teichmann könnte heute eventuell für eine Überraschung sorgen. Leider ist das Material nicht optimal und auch die Form ist nicht wie bei seinen beiden vorangegangenen Weltmeistertiteln. So wird Tobi Angerer als Neunter erneut bester Deutscher. Am Stammtisch findet sich mit Remo Fischer der erste Athlet ein und auch seine Teamchefin Guri Hetland schaut kurz vorbei.
Montag, 28.02.2011
Am Tag des Einzelrennens der Frauen soll es eine Sondersendung des xc-ski.de Stammtischs geben. Dazu sind einige Vorbereitungen nötig und es wird zu einem regelrechten Verhandlungsmarathon bis ich endlich die Erlaubnis bekomme, in den Servicebereich zu gehen. In der Zwischenzeit läuft das Rennen, aus deutscher Sicht leider nicht sehr erfolgreich, dafür mit einer spannenden Schlussphase, in der Marit Bjoergen ihr drittes Gold klarmacht. Dann ist es Zeit für die Sonersendung live aus dem Wachsmobil des DSV. Als Gäste darf ich Uwe Bellmann, den Cheftechniker, und Viola Bauer begrüßen. Alles läuft perfekt und es bleibt am Abend erstmals Zeit für ein auswertiges Abendessen sowie einen Kinobesuch.
Sonntag, 27.02.2011
Heute soll es im Verfolgungsrennen endlich mit einer Medaille oder zumindest einer Plazierung unter den ersten Sechs klappen. Nach einer kurzen Frühsporteinheit mit einigen Fitnessgerätschaften hier in meinem Quartier begebe ich mich voller Vorfreude in Richtung Holmenkollen. Die Zuschauer strömen in Massen, das wird wieder eine richtig gute Stimmung geben. Die Deutschen präsentieren sich stark und am Ende ist Tobi (Angerer) in aussichtsreicher Position. Leider verliert er in der Einfahrt ins Stadion ein paar Plätze und wird am Ende Achter. Trotzdem kann sich das Ergebnis der Deutschen sehen lassen.
Samstag, 26.02.2011
Man hat fast das Gefühl, das Wetter hätte etwas gegen die Rennen am Holmenkollen. Den ganzen Tag herrscht dichter Nebel und man sieht aus der Mixed Zone gerade noch so bis zur Ziellinie, aber nicht weiter. So bin ich beim Verfolgungsrennen der Damen auf das Fernsehbild auf einem großen LCD-Bildschirm angewiesen und bekomme leider viel zu wenig vom starken Rennen von Nicole Fessel mit. Leider muss sie sich im Zielsprint um Platz sechs knapp geschlagen geben und darf somit auch nicht zur Siegerehrung. Das wäre gleichbedeutend mit einem Besuch am xc-ski.de WM-Stammtisch gewesen, aber es hat einfach nicht sollen sein. Genauso wie für Nicole hat es mich für Evi Sachenbacher-Stehle gefreut, dass sie mit Platz 13 ein achtbares Resultat erzielen konnte. Zurück im Medienzentrum habe ich dann noch den Goldlauf von Eric Frenzel verfolgt. Hut ab vor diesem jungen Kombinierer. Morgen heißt es dann Daumen drücken für Tobi, Fibs, Franz und Tom!
Freitag, 25.02.2011
Nebel, Nebel, Nebel. Das sind keine guten Aussichten heute. Die Langläufer haben heute Ruhetag und das will ich eigentlich für eine kurze Streckenvorstellung nutzen. Aber bei der Sichtweite ist das natürlich nicht optimal. Zunächst will ich abwarten, aber dann bleib mir nichts anderes übrig, als rauszugehen. Ich mache die 6,3 Kilometer Runde und versuche, die wichtigsten Stellen im Bild festzuhalten. Nach meiner Rückkehr stärke ich mich im Pressezentrum an einem Stand mit regionalen Spezialitäten. Ich liebe ja Geitost, den berühmten norwegischen Käse, aber der Käse hier ist nicht ganz so mein Geschmack. Dafür ist der geräucherte Lachs ein Gedicht. Dann geht es zurück ins Quartier und dort schneide ich das Rohmaterial zum Videoclip zusammen. Am Abend steht die dritte Sendung des Stammtischs an. Mit Karl Heinz Lickert und Viola Bauer entwickelt sich ein interessantes Gespräch zu den Strecken hier am Holmenkollen. Mal schauen, wie das Verfolgungsrennen morgen läuft.
Donnerstag, 24.02.2011
Der Tag beginnt geruhsam, da die Rennen erst nachmittags stattfinden. Zunächst versuche ich mich im Stadion zurechtzufinden und mir einen guten Platz zur Beobachtung des Rennens zu suchen. Aber das ist gar nicht so einfach. Die Zugangskontrollen sind hier sehr streng und dann gerate ich auch noch in die Ankunft des Kronprinzen. Ich stehe genau drei Meter entfernt, als er aus seinem Wagen aussteigt. Nun muss ich auch diesen Platz räumen, solange die königliche Hoheit hier weilt. Es fühlt sich kalt an heute, obwohl es nur knapp zehn Grad Minus sind. In der Mixed Zone versuche ich mich beim Warten auf die Athleten warmzuhalten. Es ist nicht einfach dort einen guten Platz für ein Interview zu bekommen. Dann marschiert Nicole Fessel vorbei und ich kann sie nach ihrem knappen Ausscheiden im Viertelfinale befragen. Der Rückweg ins Zentrum gerät schließlich zu einer langwierigen Angelegenheit. Fast 1:30 Stunden brauche ich zurück ins Quartier. Dafür läuft dann der Stammtisch bereits bei der zweiten Ausgabe glatt. Der Arbeitstag endet schließlich um 22 Uhr.
Mittwoch, 23.02.2011
Das Abenteuer „WM in Oslo“ beginnt. Von München geht es mit der Lufthansa nach Oslo/Gardermoen und von dort mit dem Schnellzug ins Zentrum der norwegischen Hauptstadt. Ich habe alles durchgeplant und dank meiner diversen Fahrpläne und Karten finde ich ohne Probleme die Akkreditierungsstelle. Dann halte ich sie in Händen, meine offizielle Zutrittserlaubnis zum Holmenkollen. Weiter geht es mit der S-Bahn zum Büro der Skiinfo, wo ich in den kommenden Tagen wohnen werde. Viel Zeit bleibt nicht, nach der Begrüßung meiner Kollegen schlage ich mich zur Casa Fiemme Trentino durch und bereite dort alles auf den ersten xc-ski.de WM-Stammtisch vor. Wie immer treten in letzter Minute noch Probleme auf und mir fehlt noch immer ein zweiter Gesprächsgast. Die Eröffnungsfeier beobachte ich vom Pressebereich aus. Also um ehrlich zu sein, fehlte mir da etwas die Einbindung der Athleten. Zurück am Stammtisch hilft mir der Zufall. Stadionsprecher Kjell Erik Kristiansen schaut in der Casa vorbei und ist gerne bereit mitzumachen. Es entwickelt sich meiner Meinung nach ein interessantes Gespräch und die Premiere glückt. Müde mache ich mich auf den Heimweg. Morgen geht es endlich aus sportlicher Sicht los!