Seit 17 Jahren sorgt Franz Weinberger für die optimalen Spuren im Langlaufzentrum Bretterschachten hoch oben über Bodenmais im Bayerischen Wald. Hier erzählt der 59-Jährige, auf was es bei seiner Arbeit ankommt und warum sie ihm so gefällt.
Franz Weinberger muss früh raus. Es ist noch stockfinster, dicke Schneeflocken fallen vom Himmel. Die Sicht ist schlecht, die Bäume weiß bedeckt. Doch der 59-Jährige steuert routiniert seinen sieben Tonnen schweren, gut drei Meter breiten und sieben Meter langen Pistenbully über die Loipe. Er kennt hier jeden Weg, jede Abzweigung. Seit 17 Jahren sorgt der Bodenmaiser für die optimalen Spuren im Aktivzentrum Bretterschachten. Früh morgens ist es einsam hier oben in den Wäldern über Bodenmais im Bayerischen Wald. Nur ein paar Spuren im Schnee von Reh und Auerhahn deuten darauf hin, dass Franz Weinberger nicht allein ist. Doch ihm macht diese Stille nichts aus, er dreht das Radio auf. Bayern 1 läuft. Kilometer für Kilometer legt er mit seinem Pistenspurgerät zurück. 8 bis 14 km/hin fährt er mit dem 230 PS starken und 125 000 Euro teuren Gefährt. Seit acht Jahren ist der Pistenbully sein treuer Begleiter. Wie schnell er unterwegs ist hängt davon ab, wie viel Schnee liegt, wie hart oder weich dieser ist und wie gut die Sicht ist.
„Ich will einfach eine schöne Bahn zusammenbringen“
Was ihm bei seiner Arbeit wichtig ist? „Ich will einfach eine schöne Bahn zusammenbringen, damit die Leute Spaß beim Langlaufen haben“, sagt Franz Weinberger. Penibel achtet er darauf, dass die Spuren gerade sind. „Besonders in den Abfahrten dürfen keine Ecken drin sein, damit’s keinen wirft“, weiß er. Der „Loipenfuchs“, wie der 59-Jährige genannt wird, wird für seine Arbeit viel gelobt. Weinberger selbst bleibt bescheiden: „Die Leute schimpfen selten“, sagt er mit einem Schmunzeln. Fünfmal pro Woche rückt der Mann mit dem sympathischen Lächeln und dem schwarz-grauen Vollbart mit seinem Pistenbully aus. Wenn genug Schnee liegt, muss sich der Bodenmaiser um ganze 85 Kilometer Loipen kümmern. Bis zu acht Stunden ist er dann täglich mit seinem Spurgerät unterwegs. Eigentlich ist Franz Weinberger Mitarbeiter im Bauhof der Gemeinde Bodenmais. Seit 18 Jahren ist er dort tätig. Doch von Oktober bis April ist der Bretterschachten das Reich des früheren Bus- und Lastwagenfahrers.
Ein bis zwei Meter Schnee sind keine Seltenheit
Neben den Loipen kümmert sich der Familienvater auch um das Funktionsgebäude und alles, was dazugehört. Bereits im Herbst beginnt Franz Weinberger damit, die Loipen von Ästen und Sträuchern zu befreien. „Vorbereitung ist das A und O“, betont er, „dann reicht auch eine relativ dünne Schneedecke aus“. Rund 10 Zentimeter müssen es für Skating sein, etwa 20 für die klassische Technik. Doch ohnehin hat es am Bretterschachten, der als eines der schneesichersten Langlaufzentren in ganz Mitteleuropa gilt, deutlich mehr Schnee. Ein bis zwei Meter sind dank der günstigen Höhenlage zwischen 1100 und 1300 Metern keine Seltenheit – und das völlig natürlich, denn beschneit wird nicht.
„Die Sonnenaufgänge hier oben entschädigen für alles“
Es dämmert langsam. Erste Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die schneebedeckten Baumwipfel. „Die Sonnenaufgänge hier oben entschädigen für alles“, sagt Weinberger und ergänzt mit einem Lächeln: „Ich habe den schönsten Arbeitsplatz in ganz Bodenmais.“ Weinberger steuert seinen Pistenbully zurück zum Funktionsgebäude am Bretterschachten. Er setzt Kaffee auf, macht sich sein zweites Frühstück. Zwischendurch ruft er hinunter in die Tourist-Information, gibt Wetter, Temperatur und Schneehöhe durch. Auch das gehört zu seinem Job. Erste Langläufer treffen ein, legen ihre Ski an. Der „Loipenfuchs“ schaut zufrieden aus dem Fenster. Ein paar Minuten macht er noch Pause, dann geht’s wieder hinaus auf die Loipen – sowie noch viele Male in diesem Winter.