Das war doch …. und da drüben, da läuft … Das Gesicht kenn ich doch irgendwoher! In Davos kommt man als Langläufer schnell mal ins Athleten-Raten, während man das abwechslungsreiche Loipennetz erkundet.
Es ist Montag, der Tag nach dem Weltcup-Wochenende „Davos Nordic“. Während ein Teil der Weltspitze sich auf die Reise zum nächsten Austragungsort macht, erreiche ich am frühen Nachmittag die Stadt im Schweizer Kanton Graubünden auf 1.500 Metern Höhe. Die nächsten zwei Tage will ich mich auf die Spuren der Weltcup-Athleten begeben und sozusagen in deren Windschatten die guten Bedingungen nutzen. Einquartiert habe ich mich im Hotel Waldhuus, einem der fünf Langlauf-Hotels in der Region Davos-Klosters. Aber dazu später mehr. Zuerst geht es für mich natürlich noch ab auf die Loipe. Es wird bereits dunkel, aber direkt hinter dem Waldhuus startet die Nachtloipe, die auf 2,5 Kilometern Länge auch in den Abendstunden Spaß verspricht. Ich werde nicht enttäuscht und drehe meine Runden. Kurz bevor ich meine Einheit beende, überholt mich ein Läufer im Nationalmannschaftsanzug der Schweiz. Das war doch…? Ja, das war Dario Cologna, der in Davos seit einigen Jahren zuhause ist und hier einen Großteil seines Trainings absolviert.
Am nächsten Morgen begebe ich mich dann auf konkrete Spurensuche. Und bereits auf dem Weg vom Hotel zum Weltcup-Stadion im Ortsteil Bünda, den ich mit Skiern zurücklege, werde ich fündig. Lucas Bögl, 17. im Distanzrennen, absolviert hier gerade ein lockeres Training und ich laufe mit ihm bis zum Stadion. Er erzählt mir von den unterschiedlichen Herangehensweisen, um den Höheneffekt, der hier bereits zu spüren ist, im Wettkampf bestmöglich zu verkraften. Nach dem Weltcup nutzt er ihn nun für eine Woche, um sich hier auf sein nächstes Highlight, die Tour de Ski, vorzubereiten. Im Stadion angekommen, lasse ich ihn dann auch ziehen, denn ich habe eine Verabredung mit Barbara Flury. Sie ist die Präsidentin des Organisationskomitees von Davos Nordic und auch sonst keine Unbekannte in der Langlaufszene. Wir treffen uns inmitten der Abbauarbeiten und Barbara erklärt mir, dass bis zum Ende der Woche hier nichts mehr nach einem Weltcup-Stadion aussieht. Dann sind die Loipen wieder ganz in der Hand der Hobbyläufer und trainierenden Spitzensportler. 46 Jahre reicht die Tradition von Davos Nordic schon zurück und man ist schon etwas Stolz darauf. Vielleicht hat man auch gerade deswegen keine Ambitionen, die Strecken für Massenstarts zu verbreitern. In Davos wird eben gesprintet oder im Einzelstart gelaufen. Und das ist auch gut so! Nach diesem interessanten Gespräch nehme ich selbstverständlich noch selbst die Runde ins Flüelatal unter die Ski und spätestens am Cologna-Stutz wird mir klar, warum man sich hier ganz schön verausgaben kann. Wieder zurück am Loipeneinstieg gegenüber vom Waldhuus steht er dann plötzlich neben mir, der Namensgeber dieses kurzen Steilstücks. Beim Überqueren der Straße gratuliere ich ihm kurz zum Podestplatz, dann muss er auch schon weiter. Die erstaunten Blicke der Urlauber sind ihm sicher und einer schaut mich fragend an: Das war doch …? Ja, erkläre ich, das war Dario Cologna.
Nur wenige Schritte vom Waldhuus entfernt steht das 2016 neu erbaute Langlaufzentrum Dario Cologna. Hier kann man sich duschen, umziehen und im Bistro mit einer Suppe oder anderen Köstlichkeiten stärken. Und während man hier seine Energiespeicher wieder auftankt, schweift der Blick durch die großen Panoramafenster hinaus über das Übungsgelände und den Loipeneinstieg vor dem Gebäude. Im Obergeschoss hat sich unterdessen der Schweizer Skiverband eingemietet. Hier stehen mehrere Fitness-, Kraft- und Stabi-Geräte, sowie zwei Rollerlaufbänder. Chef des Stützpunktes ist Christian „Hitsch“ Flury. Er zeigt mir, was man hier auf eher begrenztem Raum geschaffen hat. Besonders angetan bin ich vom Laufband. Hitsch zeigt mir, wie man hier vor der WM 2019 die Sprintstrecke von Seefeld simuliert hat. Dann darf ich mich selbst einmal auf diesem ungewohnten Terrain versuchen. Es braucht schon etwas Gewöhnungszeit, bis ich mich bei normaler Geschwindigkeit bewegen kann. Deshalb ist das Training oder ein Leistungstest auf dem Band auch nicht für Hobbysportler zu empfehlen. Die Spitzensportler sind dagegen voll des Lobes über die perfekten Trainingsbedingungen im Langlaufzentrum.
Für die nächsten zwei, drei Stunden bin ich nun allerdings wieder Hobbysportler. Nur wenige Kilometer von Davos entfernt liegt Klosters, das Nachbardorf mit dem man sich zu einer Tourismusdestination zusammengeschlossen hat. Und dort hat man mir die Loipe zur Alp Garfiun empfohlen. Vom Loipeneinstieg an der Arena Klosters führt mich die Strecke entlang der Landquart vorbei an der 2,7 Kilometer langen Nachtloipe und weiter immer stetig bergan bis unterhalb des Canardhorns. Hier hinten fast am Ende des Tals ist es fast menschenleer, nur die Langläufer ziehen ihre Runden. Nachdem ich die Hälfte der Strecke hinter mir habe, gönne ich mir eine heiße Schokolade auf der Alp Garfiun. Bei Sonnenschein auf der Terrasse sitzen und das Panorama genießen. Einfach herrlich!
Zurück in Klosters schaue ich noch kurz in der Sport-Lodge vorbei. Das einzige Langlauf-Hotel in Klosters wird von Michaela Wolf sehr persönlich geführt. Wie alle zertifizierten Langlauf-Hotels in Davos-Klosters ist es nur wenige Schritte vom Loipeneinstieg entfernt. 18 Zimmer und drei Appartements bietet die Sport-Lodge. Im großzügig gestalteten Aufenthaltsraum trifft man sich zum Frühstück und zum Plausch nach der Langlauftour. In Davos bieten die Solaria Serviced Apartments eine Möglichkeit, sich selbst zu verpflegen und auf den Luxus der Sterne-Hotels aber nicht einige praktische Services zu verzichten. Das nutzt auch Lucas Bögl zusammen mit seiner kleinen Höhentrainingsgruppe des Deutschen Skiverbandes. Im Zentrum von Davos Dorf steht das Hotel Seehof. Es ist das höchstdekorierte unter den Langlauf-Hotels in Davos, kann es doch fünf Sterne vorweisen. Dementsprechend exklusiv sind Zimmer, Kulinarik und Wellness angelegt. Dazu gibt es viele Services rund um das Skilanglaufen. Vier Sterne Standard bietet das Hotel Waldhuus, dessen besondere Lage und zuvorkommenden Service ich während meines Aufenthalts genießen durfte.
Zum fünften Langlauf-Hotel begebe ich mich am nächsten Morgen auf Langlaufski. Das Kessler’s Kulm liegt etwas oberhalb auf der Passhöhe zwischen Klosters und Davos. Die Wolfgang-Loipe führt von Bünda aus vorbei am Davoser See und hinauf zum Hotel. Klassisch unterwegs ist das der ideale Abschluss für meinen Kurzbesuch in Davos. Oben angekommen begrüßt mich Hotelchef Nino Kessler und nach einer Portion „Maluns“, einer echten Graubündener Spezialität, zeigt er mir noch kurz sein Haus. Auf dem Hotelflur treffen wir dann die wohl bestgelaunteste Langläuferin des Weltcup-Zirkus, Olympiasiegerin Jessie Diggins. Sie wohnt während des Weltcup-Wochenendes mit dem US-Team hier und verbringt sogar Weihnachten mit ihrer Familie im Kessler’s Kulm. Warum? Die Trainingsbedingungen sind mit dem Loipeneinstieg vor dem Hotel perfekt, die Menschen hier in Davos äußerst zuvorkommend sowie hilfsbereit und man kann es sich hier so richtig gut gehen lassen. Was für ein Schlusswort, dem wir uns gerne anschließen!