Er ist inzwischen zur Tradition geworden, der Start in die Saison mit Peter Schlickenrieder im Val di Fiemme. Bereits zum sechsten Mal hatte Jedermann die Möglichkeit mit dem Teamchef der deutschen Skilangläufer zu trainieren.
Von Bozen aus windet sich die Straße stetig bergan. Der Schnee wird langsam mehr am Straßenrand und langsam gibt der Wald das Panorama frei. Schließlich überquere ich die Grenze ins Trentino und stehe auf 1.800 Metern Höhe auf der freien Fläche des Passo Lavazè. Ich biege ab auf den Parkplatz und da sehe ich sie schon, die Teilnehmer am Ausdauernetzwerk Skilanglauf Camp mit Peter Schlickenrieder. Sie machen sich gerade bereit für ihre zweite Trainingseinheit an diesem Tag. Aufgeteilt in vier Gruppen feilen sie an Technik und Kondition in Klassik und Skating. Seit 2015 hatte Schlickenrieder zum gemeinsamen Training eingeladen, nach zwei Jahren Corona-Pause hat nun Thomas Freimuths Ausdauernetzwerk die Organisation des Camps übernommen. Stargast ist und bleibt jedoch der Olympia-Silbermedaillengewinner und Organisator des Erfolgs der deutschen Skilangläufer bei Olympia in Peking.
Er ist es auch, der am Abend in einem Vortrag Einblicke hinter die Kulissen gibt. Andächtig lauschen die Camp-Teilnehmer und erfahren so auch, welche kleinen Ablenkungen und Auflockerungen am Ende zum überraschenden Olympia-Gold beigetragen haben. Bereits am ersten Abend hatte Wachs-Guru Reini Kronbichler alle Interessierten auf den neuesten Stand in Sachen Skipräparation gebracht. Und auch er hatte so manchen Geheimtipp sowie ein exklusives Strukturgerät mit dabei. Im Anschluss blieb Zeit, sich an der Bar über die neuen Erkenntnisse auszutauschen und darüber zu diskutieren.
Am nächsten Morgen geht es zunächst wie jeden Tag für alle Frühaufsteher zum Morgensport an die frische Luft. Nach dieser ersten Aktivierung wartet das Frühstück im Albergo Dolomiti, dem Stammquartier des Camps seit 2015. Und um 9:30 Uhr treffen sich schließlich alle Teilnehmer auf der Loipe, wo die erste von zwei Trainingseinheiten ansteht. Im Wechsel leitet Peter Schlickenrieder jeweils eine der vier Gruppen, aber auch die anderen drei werden bestens betreut. So feiert in diesem Jahr Claudia Nystad, mit sechs Olympia- und fünf WM-Medaillen Deutschlands erfolgreichste Langläuferin aller Zeiten, ihre Premiere als Trainerin beim Skilanglaufcamp. Und mit Sportwissenschaftler Dr. Florian Paternoster sowie Jonathan Göppert vom xc-ski.de A|N Skimarathon Team kommt weiteres Fachwissen hinzu. So verwundert es auch nicht, dass Vormittags meist Überstunden gemacht werden und sich erst um punkt 12:00 Uhr alle wieder zum Mittagessen treffen. Nach einer kurzen Pause geht es bereits um 13:30 Uhr weiter mit Einheit zwei, ehe jede Gruppe vor dem Abendessen noch die Möglichkeit zu einer Pilates-Einheit mit Claudia Nystad bekommt.
Am dritten Abend gibt Nystad dann einen ganz persönlichen Einblick in ihre sportliche Karriere, aber auch in die Zeit danach. Auch wenn sie immer wieder betont, dass sie nicht weiß, ob das überhaupt interessant für die Zuhörerschaft ist, so zeigen die Fragen im Anschluss dann doch, dass sie absolut das Interesse des Publikums getroffen hat. Natürlich werden auch Autogrammwünsche erfüllt, ehe für fast alle das Bett zur Erholung ruft.
Der nächste Tag soll mein letzter beim Skilanglaufcamp sein und es wird ein echter Traumtag. Perfekt präparierte Loipen, Sonne und leichte Minusgrade machen es einfach zu einem unvergesslichen Erlebnis, über die Loipen am Passo Lavazé zu gleiten. Das sehen auch die Teilnehmer am Camp so und eine Gruppe schafft es nicht rechtzeitig zum vereinbarten Gruppenfoto-Termin zurück zum Startort. Wer kann es ihnen verdenken, wenn die Bedingungen zu einer weiteren Runde motivieren. Nach dem gemeinsamen Mittagessen mache ich mich auf den Weg zurück in die Heimat, während die Camp-Teilnehmer noch einen weiteren Tag im Val di Fiemme genießen dürfen.
Es bleibt festzuhalten, dass das Skilanglaufcamp mit Peter Schlickenrieder auch bei seiner sechsten Ausgabe nichts von seiner Faszination verloren hat. Und so werden sich sicher auch nächstes Jahr wieder viele Stammteilnehmer aber auch Neue zum gemeinsamen Saisonstart im Trentino treffen.