Interview mit Jürgen Kurapkat von Gore wear: "Schützen ohne zu überhitzen" - xc-ski.de Langlauf

Interview mit Jürgen Kurapkat von Gore wear: „Schützen ohne zu überhitzen“

Gore wear © Gore wear

Im Interview mit xc-ski.de spricht Jürgen Kurapkat von Gore wear über die Langlaufkollektion des Textilherstellers, die Herausforderungen der Sportart Skilanglauf und gibt einen persönlichen Tipp zur richtigen Bekleidung beim Langlaufen. 

Jürgen, zur Saison 2017/2018 seid ihr mit einer eigenen Gore Wear Langlaufkollektion gestartet. Wie kam es zu dieser Neuentwicklung und diesem Einstieg in die Wintersportart Skilanglauf?

Jürgen Kurapkat © Gore wear

Es gibt wohl keine andere Sportart, die so sehr auf uns und unsere Expertise maßgeschneidert ist, wie Langlaufen. Schutz vor Wind und Kälte, Feuchtigkeitsmanagement, die Arbeit an kleinsten Details – all das haben wir seit Jahren mit unseren funktionellen Rad- und Laufklamotten bewiesen. Und gerade beim Langlaufen muss die Bekleidung ja einen noch größern Spagat schaffen: sie soll schützen ohne zu überhitzen, eng anliegen und trotzdem alle Bewegungen mitmachen. Nebenbei: wir haben beobachtet, dass sehr viele LängläuferInnen eh schon mit GORE Lauf- und Bikebekleidung auf den Loipen unterwegs sind …

 

Gore als Entwickler und Hersteller von Bekleidungsmaterialien ist ja eigentlich jedem Sportler ein Begriff. Nun gibt es seit einigen Jahren mit Gore Wear eine eigene Marke für Bekleidung. Wie arbeitet man hier zusammen und welche Vorteile ergeben sich daraus für den Käufer eurer Produkte?

Eigene Bikebekleidung machen wir ja schon seit über dreißig Jahren. Damals hatte keiner unserer Kunden daran geglaubt, dass man mit Funktionstextilien wie GORE-TEX erfolgreich sein könnte. Und genauso wie wir damals die Konsumenten überzeugt hatten, so tun wir das auch heute mit Langlaufbekleidung. Unser großer Vorteil: wir haben eine riesige Erfahrung und Testmöglichkeiten mit Funktionstextilien; also immer wenn es um Wasser- und Winddichtigkeit geht, um Atmungsaktivität, Stretch, Rücktrocknung, Robustheit, etc. können wir auf einen riesigen Fundus zurückreifen. Für Konsumenten ist der Vorteil klar: Sie bekommen hochfunktionelle Bekleidung für Ausdauersportler aus erster Hand.

Ihr arbeitet immer mit Top-Athleten an der Weiterentwicklung. Was war der Schwerpunkt für die Kollektion 2019/2020?

Thomas Alsgaard © Gore wear

Es gibt nichts was man nicht verbessern kann. Wir können mit einigem Selbstbewusstsein sagen, dass bereits unsere erste Kollektion rundum gelungen war! Trotzdem nehmen wir jedes Feedback unserer zahlreichen Tester hilfreich an. Und so haben wir z.B. an den Oberteilen nochmal gefeilt und den Schnitt im Schulterbereich leicht angepasst, so dass selbst bei extremen Armbewegungen, wie das nun mal beim Langlaufen der Fall ist, die Jacken am Bund nicht hochrutschen. Das mögen Nuancen sein, aber genau diese letzten Prozentpunkte sind es, die echten Mehrwert schaffen und den Sportlern bei ihrem Training helfen.

Shakedry beziehungsweise „persistant beading“ ist eure Innovation auf dem Materialiensektor. Was ist darunter zu verstehen und wo kommt diese Textiltechnologie im Skilanglauf zum Einsatz?

Die Technologie wurde zum ersten Mal bei GORE-TEX Jacken eingesetzt. Im Unterschied zu herkömmlichen Konstruktionen von Funktionsjacken liegt hier die Membrane außen – ohne weitere Textilschicht. Der Vorteil: die Membrane ist per se komplett wasserabweisend und nimmt keinerlei Feuchtigkeit auf. Dadurch kann sich die Jacke auch nicht vollsaugen und man vermeidet dadurch das oftmals unangenehme Auskühlen durch feuchte Bekleidung. Im Langlauf setzen wir die Technologie bei zwei Produkten partiell ein; vor allem bei nassem Schnee oder Schneeregen machen sich die Vorteile dann schnell bezahlt.

Ganz allgemein dürfte die Sportart Skilanglauf nicht die Einfachste für einen Bekleider sein. Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung bei kalter Umgebungstemperatur und hoher Abgabe von Körperwärme sind sicher nicht leicht zu bewerkstelligen. Wie schafft man das bei Gore beziehungsweise Gore Wear?

Gore wear © Gore wear

Genau: die Kunst ist es, vor Wind und Kälte zu schützen, dabei aber die Körperfeuchtigkeit schnell nach außen zu leiten. Wir schaffen das mit den neuesten, extrem dünnen, leichten, aber gleichzeitig sehr elastischen WINDSTOPPER Materialien an den richtigen Stellen. Dort, wo dieser Schutz weniger benötigt wird, etwa am Rücken oder hinten in den Kniekehlen, setzen wir noch atmungsaktivere Materialien ein.

 

Starke Temperaturwechsel zum Beispiel zwischen Anstieg und Abfahrt oder Morgen und Mittag sind natürlich auch ein nicht zu unterschätzendes Thema. Wie stellst du dich persönlich bekleidungstechnisch auf mögliche Temperaturunterschiede während einer Tour ein?

Für 80 Prozent aller Trainingseinheiten bin ich mit einem langärmeligen Funktionsunterhemd aus Polypropylen und einer unserer Langlaufjacken bestens ausgerüstet. Manchmal mag es am Anfang etwas kühl sein, aber sobald der Körper auf Betriebstemperatur ist, gibt es keine bessere Kombination. Nur bei großer Kälte trage ich noch eine Weste und bei Tauwetter auch mal einen Midlayer aus Fleece kombiniert mit einer winddichten Weste.

Was wäre aus deiner Sicht ein wichtiges Feature, das Bekleidung in den kommenden Jahren unbedingt bekommen sollte (und das wir hoffentlich dann bei Gore Wear als Erste sehen)?

Nichts, was ich heute vermisse. Wir bei GORE Wear und auch ich persönlich bevorzugen puristische Produkte, die ohne viele Features auskommen. Die weitere Entwicklung an funktionellen Textilien, oder die Detailarbeit an Schnitten, all das hilft den LangläuferInnen in meinen Augen eh am meisten.

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