Kein Bike von der Stange: Der Weg zum individuellen Mountainbike

Tregreb Hardtail xc-ski.de Sondermodell © Stefanie Felgenhauer / woidlife photography

Dass Corona sogar Einfluss auf die Kaufentscheidung bezüglich meines neuen Mountainbikes haben würde, hätte ich noch vor einem Jahr nicht gedacht. Am Ende kam ein individuelles Einzelstück dabei heraus, das genau zu mir passt.

Corona und seine Folgen

„Bikes kann man nie genug haben!“ So oder so ähnlich habe ich eine Aussage von Henri Lesewitz im Kopf, dem Chefredakteur des Bike Magazins. Und Recht hat er! Denn wenn ich auch Skilangläufer bin und nichts über meinen Langlaufski-Fuhrpark geht, Bikes sind dann aufgrund der verbauten Technik doch etwas ganz Spezielles. So war bereits vor dem Winter klar: Ein neues Hardtail muss her, um im Frühjahr motiviert ins Konditionstraining starten zu können. Doch die Suche gestaltete sich schwierig. Corona hatte im vergangenen Sommer die Lager der Radhersteller und -händler leergefegt und sogar die Vororder teilweise bis ins Jahr 2022 verschoben. Nachdem die dritte Anfrage zu einem Modell meiner Wahl negativ beantwortet wurde, hatte ich die Anschaffung schon fast aufgegeben und auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch dann half der Zufall und Matthias Bergert nahm an der DSV Winter Challenge teil. Wir kamen in Kontakt und es stellte sich heraus, dass er unter dem Label TREGREB individuelle Räder aufbaut. Schnell war das Projekt eines Hardtails nach meinen Wünschen fixiert und wir machten uns an die Planung.

Die Qual der Wahl

Das Teile-Puzzle © Tregreb/Matthias Bergert

Nach einem ersten Telefonat, in dem wir die Eckdaten des Projekts besprechen, folgt die Auswahl der einzelnen Komponenten. Matthias rät mir bei meiner Größe zu einem Bike mit 27,5 Zoll Laufrädern, also genau dem Mittelweg zwischen dem alten 26er und dem neuen 29er Standard. Die Rahmengröße ermittelt er mithilfe meiner Körpermaße. Von meiner Seite kommt die Vorgabe, dass das Hardtail zwar leicht sein soll, aber das Preis-Leistungsverhältnis passen muss. Ich bin nicht bereit, für jedes Gramm weniger noch ein bis fünf Euro extra auf den Tisch zu legen. Ein Carbon-Rahmen ist da zwar ein Muss, aber bei den Komponenten entscheiden wir uns für eine Shimano XT anstatt der deutlich teureren XTR-Gruppe. Großer Vorteil des individuellen Aufbaus ist, wir sind nicht abhängig von der Lieferbarkeit einer einzelnen Komponente, sondern können diese durch eine Alternative ersetzen. Das machen wir dann auch beim Laufradsatz, bei dem wir zunächst ein ganz spezielles Modell ins Auge fassen, dann aber aufgrund Inkompatibilität mit dem Rahmen auf eine Alternative umschwenken. Der Sattel, den wir nach längerer Suche wählen, ist eine gute Alternative zu meinem bislang verwendeten Modell, das leider schon lange nicht mehr produziert wird. Und so gelingt es Matthias, alle Komponenten bereits deutlich vor dem anvisierten Fertigstellungsdatum beisammen zu haben.

Vom Lackieren bis zum Aufbau

In der Werkstatt © Tregreb/Matthias Bergert

Der Rahmen und die Carbon-Komponenten hat Matthias unlackiert bestellt. So kann er sie nun mit einem individuellen Design versehen. Auch das stimmen wir in Form und Farbe gemeinsam ab, ehe es als dünne Folie produziert und aufgebracht wird. Auf das Unterrohr wird zusätzlich mein Name als Schriftzug platziert. Zum Schluss wird alles klar lackiert. Nun kann der Aufbau beginnen, den Matthias gewissenhaft in seiner Werkstatt ausführt. Die Laufräder hat er von einem Kumpel, dem „Fahrraddoktor Lugau“, einspeichen lassen und mit Conti Race King Schlappen sowie den neuen Schwalbe Aerothan Schläuchen versehen. Es folgt die komplette Shimano XT Gruppe mit 1×12 Gängen. Als Gabel habe ich mich für die Rock Shox SID Ultimate entschieden. Ich verzichte bewusst auf eine Blockierbarkeit vom Lenker, da ich damit schlechte Erfahrungen gemacht habe. Für die paar Mal, die ich ins Gelände abbiege, reicht mir der Blockierhebel an der Gabel, auf den ich mich dafür zu 100 Prozent verlassen kann. Zum Schluss wandern noch der Bontrager Inform RXL Sattel und die Ergon GS1 Griffe ans Bike. Fertig!

Übergabe und Testrunde

Tregreb Hardtail xc-ski.de Sondermodell © Stefanie Felgenhauer / woidlife photography

Matthias ist in der Nähe von Chemnitz zu Hause. Deshalb verabreden wir uns zur Übergabe des Bikes auf halbem Weg nahe Bayreuth. Starker Schneefall empfängt uns und wir müssen beide schmunzeln. Zum ersten Mal sehe ich mein neues Hardtail real vor mir und ich bin begeistert. Matthias erklärt mir noch, auf was ich achten soll. Die erste Testrunde zum Check aller Schraubverbindungen, Schaltung und Bremse hat er bereits für mich übernommen. Ich kann also direkt starten, sobald die Temperaturen steigen. Das dauert dann tatsächlich noch zwei Wochen, aber dann hält mich nichts mehr. Vom ersten Tritt weg spüre ich, wie das Bike dank seiner steifen Bauteile jedes Watt aus meinen Beinen auf den Untergrund bringt. Da steigt die Vorfreude auf die ersten langen Anstiege hier im Bayerischen Wald. Im kurvigen Gelände und bei Abfahrten zahlt sich die Wahl des 27,5 Zoll Laufradsatzes aus. Der Unterschied zum 29 Zoll Standard beträgt zwar nur wenige Zentimeter, die sich aber in Sachen Wendigkeit und Spritzigkeit bezahlt machen. Ich kann also bereits nach wenigen Kilometern feststellen: Diese Investition hat sich gelohnt! Für euch als Anhaltspunkt: Der Verkaufspreis eines Modells mit der beschriebenen Ausstattung beträgt 3.700 Euro.

Alle Infos zu Tregreb: www.tregreb.de (Falls ihr Matthias kontaktieren wollt, bitte schreibt direkt an seine Email: tregrebsport@aol.com)

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