Vor etwa 100 Jahren erschienen die ersten Artikel in der DSV Zeitschrift „Der Winter“, die sich speziell mit der Präparation der Ski befassten. Deutsche Wachse wurden damals wenig beachtet und deutsche Skimarken befanden sich erst im Entstehen. So war es nicht verwunderlich, dass – ähnlich wie heute – das Handwerk dominierte und eine Expertenmeinung die andere ablöste.
Holz-Komposit
Das intensive Studium der Jahrgänge 1921 bis 1934 der Zeitschrift „Der Winter“ brachte erstaunliche Ergebnisse zum Vorschein und zeigte, dass nicht nur an der wasserabweisenden Funktion der Laufsohle, sondern auch am Skimaterial, der Bindung sowie der Laufsohlenstruktur erfolgreich gearbeitet wurde. Hinsichtlich der ausgewählten Hölzer wurde schnell klar, dass heimische Kiefer oder Fichte zu weich waren und zu viel Wasser aufnahmen. Um langanhaltende Biegefreudigkeit, Leichtbau und Präparationsfähigkeit zu erreichen, kamen Kompositwerkstoffe zum Einsatz, die einen elastischen Eschenholzkern besaßen. Die Lauffläche wurde aus Hartholz, dem amerikanischen Hickory, gefertigt. Da Hickory auf Grund seiner hohen Dichte zu schwer für einen gesamten Ski war, wurde das Obermaterial aus leichter Birke hergestellt. Hickory hatte außerdem den Vorteil, dass es sehr glatt geschliffen werden konnte und kaum Wasser aufnahm. Zur weiteren Erhöhung der Wasserabstoßung wurde mit Teer sowie verschiedenen Wachsen, unter anderem mit Bienenwachs, gearbeitet.
Schliff-Vorgänger
Ein ganz besonderer Kniff gelang den alten Skibauern durch die Verwendung von Hölzern mit geeignetem Abstand der Jahresringe. Geeignet heißt in diesem Zusammenhang, dass ein optimales Verhältnis von Ringabstand zu Schneekorngröße gefunden wurde. Durch Schleifen der Hölzer sowie Einpolieren von Wachs vertiefen sich die weichen Anteile der Jahresringe und es entsteht eine Riefenstruktur, die ähnlich der eines geschliffenen Polyethylenbelags ist. Man kann also davon ausgehen, dass erfahrene Skitechniker ähnlich gut laufende Ski wie heutzutage zu präparieren verstanden. Skitechnik war und ist auf Grund seiner Komplexität eine handwerkliche Kunst, die aber mit einem Schuss Wissenschaft noch effektiver wird.
Den kompletten Artikel lest ihr hier: team-snowstorm.de/Gliding22017.pdf
Matthias Scherge beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit den Grundlagen des Gleitens auf Eis und Schnee. Er leitet das MikroTribologie Centrum, eine gemeinsame Einrichtung der Fraunhofer Gesellschaft und des Karlsruher Instituts für Technologie, wo er als Professor das Fach Tribologie lehrt. Die Tribologie ist die Wissenschaft von Reibung, Verschleiß und Schmierung und beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Gleitverhalten von Kufen und Ski. Seit 2012 berät Scherge das Nordic Paraski Team Deutschland und leitet das Team Snowstorm, ein leistungsfähiges Netzwerk aus Hochschulpartnern und Unternehmen zur Unterstützung von Athleten und ambitionierten Wintersportlern: www.team-snowstorm.de