Mit jedem nahenden Winter stellt sich die Frage, ob man die Ski schleifen lassen sollte oder darauf hofft, dass es noch einmal ein Jahr gut geht. Eine weitere Frage betrifft die Entscheidung, ob man beim Sporthändler um die Ecke oder im Skigebiet schleifen sollte.
Qualität unabhängig von Maschine
Zur Beantwortung dieser Fragen sollte man sich mit der Entstehung von Skischliffen auseinandersetzen, um zu verstehen, was von den Schleifmaschinen zu erwarten ist. Wenn zum Beispiel eine lokale Werkstatt mit einer Handschleifmaschine ausgerüstet ist, muss man ganz andere Erwartungen an das Ergebnis stellen als bei einem Schleifzentrum mit einer vollautomatischen Schleifstraße, was aber nichts mit der Qualität des Schleifergebnisses zu tun haben muss.
Komplexe Strukturen
Ob bei Handschleifmaschine oder Schleifautomat, zunächst muss die in die Maschine eingebaute Schleifscheibe abgerichtet werden, um zu einer Struktur zu kommen. Das Abrichten erfolgt im ersten Fall mit der Hand und im zweiten Fall computergesteuert mit großer Präzision. Durch das Abrichten wird eine Spirale in die Scheibe geschnitten. Diese Spirale kann je nach Abrichtgeschwindigkeit eine kleine oder große Steigung haben, sie ist aber in jedem Falle das Negativ der Struktur, die während des Schleifvorgangs auf dem Ski ankommt. Durch Steuerung der Laufrichtung und Laufgeschwindigkeit von Scheibe und Ski in der Maschine sowie der Andruckkraft entstehen komplexe Strukturen, die als linear, versetzt oder kreuzversetzt bezeichnet werden. Optisch besonders auffallend sind die Wellenstrukturen, die durch geschickte Wahl der Bearbeitungsparameter erzeugt werden können.
Mit dem fertigen Schliff wird das Gleitverhalten des Skis entscheidend beeinflusst, wobei immer die Wechselwirkung mit den Schneekörnern die entscheidende Rolle spielt, dazu aber mehr im Artikel des Teams Snowstorm: team-snowstorm.de
Matthias Scherge beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit den Grundlagen des Gleitens auf Eis und Schnee. Er leitet das MikroTribologie Centrum, eine gemeinsame Einrichtung der Fraunhofer Gesellschaft und des Karlsruher Instituts für Technologie, wo er als Professor das Fach Tribologie lehrt. Die Tribologie ist die Wissenschaft von Reibung, Verschleiß und Schmierung und beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Gleitverhalten von Kufen und Ski. Seit 2012 berät Scherge das Nordic Paraski Team Deutschland und leitet das Team Snowstorm, ein leistungsfähiges Netzwerk aus Hochschulpartnern und Unternehmen zur Unterstützung von Athleten und ambitionierten Wintersportlern: www.team-snowstorm.de