Alle Sportler müssen in ihrer Karriere irgendwann mit Krankheiten, Verletzungen oder Überlastungszuständen umgehen. Gerade jetzt im Herbst ist das Risiko für Erkrankungen sehr hoch. Wie sollte man reagieren, wenn man sich in einer solchen unerwünschten Situation befindet? Natürlich ist das Beste, Krankheiten und Verletzungen durch vorbeugende Maßnahmen zu vermeiden. Aber egal, wie vorsichtig man ist, irgendwann wird man sich mit einer solchen Situation und Rückschlägen auseinandersetzen müssen. In diesem Bericht stellen die Trainer des Team Aker Daehlie Strategien vor, um von Krankheiten, Verletzungen und/oder „nicht funktionalen“ Zuständen zu genesen und hoffentlich auch Maßnahmen zu finden, um solchen Situationen vorzubeugen. Wichtig ist zu betonen, dass jeder Athlet und jede Situation einzigartig ist. Deshalb ist es wichtig, medizinisch qualifizierte Personen zur Beratung hinzuzuziehen, um den Trainingsprozess optimal zu begleiten und die Rückkehr zum Normalzustand zu ermöglichen.
Die Kunst mit Krankheit, Verletzungen und Rückschlägen umzugehen
Eine gute Gesundheit und kluge Trainingsentscheidungen, die Kontinuität gewährleisten, sind entscheidend, um den Erfolg einer Saison oder sportlichen Karriere sicherzustellen. Krankheit, Verletzungen und falsche Trainingsentscheidungen können zu unnötigen Unterbrechungen im Trainingsprozess führen und im schlimmsten Fall das Karriereende bedeuten. Manche Verletzungen und Krankheiten sind leicht zu diagnostizieren und „sichtbar“, während andere Zustände unsichtbar und nicht erklärbar sind. Diese werden oft erst entdeckt, wenn die Leistung nicht den Erwartungen entspricht. Wenn die Trainingsbelastung und/oder andere Stressfaktoren über längere Zeit zu hoch waren, kann der Athlet in einen „nicht funktionalen“ Zustand geraten. Typische Merkmale sind das Gefühl, dass etwas „nicht stimmt“ sowie anhaltend schlechte Leistungen und/oder die Unfähigkeit, an Wettkämpfen teilzunehmen. Dies wird oft als „nicht funktionierender Athlet“ bezeichnet. Ein nicht funktionaler Zustand ist anders und ernster als eine kurze Pause wegen einer Erkältung oder Grippe, da es deutlich länger dauert, wieder auf ein Wettkampfniveau zu kommen. Der „Weg zur Genesung“ ist oft schwer zu definieren. Reagiert der Athlet rechtzeitig und richtig auf eine „normale“ Krankheit, sind die Folgen oft weniger schwerwiegend, und die Leistung kann relativ schnell wiederhergestellt werden.
Krankheit
Mit Beginn der Skisaison scheint Krankheit gleichbedeutend mit dem Athletendasein zu sein. Die Gründe dafür können vielfältig und schwer verständlich sein. Winter ist allgemein die Saison für Erkältungen, Grippe und COVID-19. Langläufer und andere, die im Freien konkurrieren, haben aufgrund der Belastungen durch Wettkämpfe in kaltem Klima ein erhöhtes Krankheitsrisiko.Einige Athleten haben das Glück, eine angeborene „Begabung“ zu haben, die sie weniger anfällig für Krankheit oder Verletzung macht. Es ist jedoch auch wichtig anzuerkennen, dass die besten Athleten oft klüger sind und daher weniger Fehler machen. Sie sind besser darin, auf ihren Körper zu hören, die Signale zu akzeptieren und sofort richtig zu reagieren (oft bedeutet das, das Training und andere Stressfaktoren zu reduzieren oder ganz einzustellen). Leider ignorieren viele Sportler die Signale, die der Körper sendet. Die meisten haben Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass sie krank werden könnten, und ignorieren daher oft frühe Anzeichen. Unser Rat ist, zu hören und sofort zu reagieren, wenn der Körper erste Warnsignale sendet, um zu vermeiden, später „im Bett liegend den Körper schreien zu hören“.
Das „beste Mittel“ ist natürlich, Krankheit zu vermeiden. Leider ist das nicht immer realistisch, und daher ist es wichtig, dass du und dein Team eine Strategie entwickelt, wie man gesund bleibt und wie man im Team mit Krankheit und Verletzungen umgeht. Falls du krank wirst, sind hier einige Überlegungen hilfreich:
- Bei Unsicherheit ruhen: Wenn man Trainingsentscheidungen als „Risikomanagement“ betrachtet, ist das Risiko, krank zu trainieren oder anzutreten, sehr hoch und bringt keine Belohnung. Es ist besser, einen Tag mehr zu ruhen, als krank zu trainieren oder zu starten.
- Morgenpuls beobachten: Wenn der Morgenpuls 8-10 Schläge höher als normal ist, sollte man ruhen oder sehr leicht trainieren (an Wettkampftagen ist es ratsam, den Wettkampf zu meiden).
- Bei Fieber drinnen bleiben: Nach Abklingen des Fiebers kann man leichte Spaziergänge machen, um frische Luft zu bekommen. Warte, bis die Symptome abgeklungen sind, bevor du wieder trainierst.
- Wiedereinstieg: Wenn die Symptome verschwunden sind, sollte mit leichtem Training begonnen werden. Wenn der Körper und die Herzfrequenz normal reagieren, kann nach 5-6 Tagen leichtem Training mit einer etwas höheren Belastung gestartet werden.
Verletzungen
Verletzungen sind frustrierend, weil sie einen vom Training oder Wettkampf abhalten. Einige Verletzungen sind akut (wie Knochenbrüche), andere eher chronisch (wie Rückenschmerzen, Stressfrakturen oder Entzündungen). Bei Unfällen ist es wichtig, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und schnelle Behandlung sicherzustellen. Die Trainingsumfänge und -arten nach einer Verletzung sollten sorgfältig mit Ärzten oder medizinischem Fachpersonal geplant werden. In dieser Situation sollte man versuchen, das „Negative“ in etwas Positives zu verwandeln, zum Beispiel durch alternative Aktivitäten oder das Studieren eigener und fremder Techniken.Chronische Verletzungen resultieren oft aus fehlerhaften oder monotonen Belastungen über lange Zeiträume. Häufige Ursachen sind zu hohe Belastung, zu schnelle Steigerung des Trainingsvolumens, falsche Technik, eingeschränkte Beweglichkeit oder muskuläre Ungleichgewichte. Vorbeugendes Training, Abwechslung im Training und richtige Technik sind wichtig, um solche Verletzungen zu vermeiden. Wenn du eine chronische Verletzung hast, solltest du unbedingt einen Arzt oder Physiotherapeuten zur Behandlung aufsuchen. Geduld ist entscheidend.
Der „nicht funktionierende Athlet“
Wird die Belastung auf den Körper über längere Zeit zu hoch, kann dies zu einer Situation führen, in der der Körper nicht mehr in der Lage ist, zu trainieren, sich zu erholen und Leistung zu erbringen. Die Gründe für eine solche „nicht funktionierende Situation“ sind komplex und für den Athleten sowie das Umfeld schwer zu bewältigen. Ein „nicht funktionaler Zustand“ kann verschiedene Ursachen haben: zu hohe oder intensive Trainingsbelastungen, mangelnde Erholung oder Schlaf, unzureichende Ernährung, mentale oder soziale Stressfaktoren, Krankheit oder Infektionen. Wenn ein Athlet detaillierte Trainingstagebücher führt, regelmäßige körperliche Tests durchführt und medizinische Untersuchungen mit Bluttests und anderen Checks durchläuft, ist es viel leichter, mögliche Ursachen zu identifizieren.
Der Weg zurück zu einem funktionierenden Zustand.
Obwohl es schwierig ist, spezifische und eindeutige Anzeichen für eine „nicht-funktionierende Situation“ festzulegen, gibt es allgemeine Anzeichen und Signale, die ernst genommen und entsprechend beachtet werden müssen. Wenn ein Athlet über einen längeren Zeitraum eines oder mehrere der folgenden Symptome aufweist, könnten Gefahren im Verzug sein, und Maßnahmen sollten ergriffen werden: Müdigkeit/Erschöpfung, Frustration, niedriges Selbstwertgefühl, schlechte Ergebnisse im Training und Wettkampf, Schlafprobleme, niedriges Energieniveau, schlechter Appetit, Reizbarkeit, emotionale Instabilität, höhere Ruheherzfrequenz am Morgen, Muskelkater (Steifheit), häufige Erkrankungen (insbesondere Atemwegsinfekte), lange Erholungszeiten und so weiter.
Der erste Schritt ist, das Problem anzuerkennen und zu akzeptieren, dass man Hilfe benötigt, um es zu lösen. Dann empfehlen wir den folgenden Prozess, um wieder zur Normalität zurückzukehren:
- Besuche Deinen Arzt (vorzugsweise einen Sportarzt), um die Situation zu besprechen und eine Reihe medizinischer und physischer Tests durchzuführen. Dies dient dazu, festzustellen, ob medizinische Ursachen vorliegen. Ein Arzt wird den Bedarf an zusätzlichen Untersuchungen bewerten (Bluttests, Atemtests, EKG und möglicherweise weitere Tests). Falls medizinische Ursachen festgestellt werden, müssen diese immer zuerst behandelt werden.
- Trainer und Athlet sollten gemeinsam das Training und frühere Testergebnisse bewerten, um zu bestimmen, wann die Probleme begannen und ob offensichtliche Ursachen vorliegen, die zum „nicht-funktionierenden Zustand“ geführt haben könnten. Athleten, die ihr Trainingsvolumen und/oder ihre Intensität stark gesteigert haben, könnten einem Risiko ausgesetzt sein. Oft sehen wir, dass auf „gute“ Trainingsphasen längere Trainingspausen aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten folgen (was zu einem Mangel an Kontinuität führt) und dass die Belastung über einen längeren Zeitraum zu groß oder einseitig war. Mangelnde Periodisierung sind ebenfalls typische Ursachen – Phasen, Wochen und Tage ähneln sich zu sehr und bieten keine ausreichende Ruhe und Erholung, was eine Anpassung und gewünschte Reaktion auf das Training verhindert.
- Konsultiere einen Ernährungsberater. Selbst wenn Du Deine eigene Ernährung für angemessen hältst, ist es eine gute Idee, eine professionelle Beurteilung vornehmen zu lassen. Falls alles in Ordnung ist, brauchst Du nichts zu ändern. Erfasse Deinen aktuellen Ernährungsstatus und entwickle eine Strategie für optimale Ernährung vor, während und nach dem Training/Wettkampf.
- Der mentale Aspekt muss ebenfalls analysiert und optimiert werden. Viele Menschen sind ein wenig zurückhaltend, wenn es darum geht, einen Spezialisten für Psychologie/mentale Optimierung aufzusuchen, aber wir glauben, dass der mentale Aspekt entscheidend ist, um eine schwierige Zeit zu überstehen und das sportliche Potenzial zu erreichen. Die Wahrheit ist, dass ein mentaler Unterstützer/Spezialist an Deiner Seite kein Risiko birgt. Wende Dich an einen Experten, um Deinen mentalen Zustand zu optimieren. Dies kann entscheidend sein, um eine herausfordernde Situation schneller zu überwinden, aber auch für die zukünftige Entwicklung förderlich sein.
- Es gibt kein Standardrezept, um sich von einem „nicht-funktionierenden Zustand“ zu erholen. Die Erfahrung zeigt, dass über einen längeren Zeitraum Stress (einschließlich Trainingsbelastung) reduziert, mehr/besser geschlafen und der Fokus auf Erholung und optimale Ernährung gelegt werden muss. Denke daran, dass etwas verändert werden muss, damit Du besser wirst! Mit anderen Worten: Wenn Du dasselbe tust, bleibt das Ergebnis gleich. Veränderung ist schwierig und kann beängstigend sein, aber oft notwendig. Setze Dir Ziele für das, was getan werden muss, und erzwinge keine Lösung. Es wird Zeit brauchen!
- Ruhe Dich aus/reduziere Deine Trainingsbelastung drastisch für 2-3 Wochen. Spazierengehen und frische Luft/Sonne sind besser, als nur auf der Couch zu liegen!
- Streiche intensive Einheiten aus Deinem Trainingsplan.
Die Trainingsmenge, Bewegungsform und Intensität werden durch die Testergebnisse und das Befinden des Athleten gesteuert. Entwickeln sich die Testergebnisse negativ, muss die Trainingsbelastung reduziert werden; sind die Tests in Ordnung, kann die Belastung schrittweise gesteigert werden. Unserer Erfahrung nach ist es am besten, zuerst die Menge an leichtem Training mit Fokus auf gute Technik zu erhöhen, bevor mehr Intensität ins Training eingebracht wird. Die allmähliche Anpassung an das Training kann Monate dauern. Wenn der Athlet leichtes Training gut verträgt und darauf anspricht, kann die Trainingsintensität vorsichtig gesteigert werden. Egal, ob Deine Probleme kurz- oder langfristig sind, ob die Ursachen klar sind oder nicht, es ist wichtig, dass Du Dir die Zeit nimmst, die zugrunde liegenden Probleme zu lösen, sobald Du bemerkst, dass etwas nicht stimmt. Wenn Du auf Deinen Körper hörst, wird der Weg zurück zu einem „normalen“ und gesunden Zustand oft wesentlich kürzer sein, als wenn Du alle Signale ignorierst. Bei Zweifel – ruhe Dich aus!
„Die 10 Gesundheitsgebote“
Die „10 Gesundheitsgebote“ wurden vom ehemaligen Olympiaarzt und Verbandsarzt Dr. Ola Rønsen vor der Weltmeisterschaft 1997 in Trondheim vorgestellt und haben unserer Meinung nach den Test der Zeit bestanden:
- Begrenze unnötigen Kontakt oder halte einen sicheren Abstand (1 Meter) zu Personen außerhalb des Teams, in dem Du lebst, trainierst, isst und wohnst. Dies gilt auch für Manager und Betreuer im Umgang mit Menschen außerhalb der Mannschaft.
- Minimiere das Händeschütteln, Umarmen oder andere engen Kontakte mit Fremden.
- Wasche oder desinfiziere Deine Hände vor jeder Mahlzeit, nach dem Händeschütteln oder nach direktem Kontakt mit Gegenständen, die von vielen Menschen berührt wurden, und ansonsten so oft wie möglich.
- Begrenze den Kontakt von Hand zu Mund und Nase, da dies der häufigste Übertragungsweg für Atemwegsinfektionen ist.
- Huste oder niese nicht in Deine eigenen Hände und verwende Einmaltaschentücher zum Naseputzen.
- Vermeide jeglichen Kontakt zu kranken Personen.
- Wenn Du Krankheitssymptome bemerkst, melde Dich umgehend beim Arzt!
„Rückkehr zum Training“ nach Krankheit
In der frühen Krankheitsphase sollte man kein Training absolvieren. Man weiß nicht, was noch kommen könnte. Fieber ist ein absolutes „Nein“ zum Training, da dies ein sicheres Zeichen für eine systemische Erkrankung ist. Man sollte erst dann mit dem Training beginnen, wenn man vollständig genesen ist, gegebenenfalls nach einem zusätzlichen Sicherheitstag. Die Rückkehr zum Training muss schrittweise erfolgen. Manchmal bleiben Symptome in Nase und Nebenhöhlen zurück. Solange dies lokale Symptome sind, ausreichend Zeit vergangen ist und keine allgemeinen Symptome vorliegen, kann wahrscheinlich leicht trainiert werden. Starte kurz und leicht. Voraussetzung ist, dass Du Dich allmählich besser fühlst. Der Kontakt und Dialog zwischen Athlet-Trainer-Arzt ist sehr wichtig. Kein Krankheitsverlauf gleicht dem anderen und die individuelle Anpassung ist oft entscheidend für eine erfolgreiche Rückkehr zur normalen Aktivität. Die Herausforderung liegt oft darin, leicht und langsam genug zu trainieren, da man oft dazu neigt, zu intensiv zu starten (jeder möchte verlorenes Training aufholen).
Wichtige Checkpunkte während des Trainings:
- Herzfrequenz während des Trainings aufzeichnen und Konsequenzen ziehen, wenn diese nicht normal ist.
- Ruheherzfrequenz und ggf. HRV am Morgen aufzeichnen.
- Das subjektive Belastungsempfinden der Einheit von leicht bis schwer (1-10) aufzeichnen.
- Jede während der Einheit sowie am Nachmittag/Abend und ggf. am nächsten Tag auftretende Müdigkeit dokumentieren.
- Das gesamte Training sollte sich normal anfühlen. Du solltest Dich während und nach dem Training nicht ungewöhnlich müde fühlen. Sonst muss das Training angepasst werden.
- Es ist wichtig, keine zu intensiven Einheiten zu absolvieren oder sich zu früh für Wettkämpfe zurückzumelden.
- Bei Zweifel gilt: Bist Du nicht sicher – ruhe Dich aus und wende Dich an einen Arzt oder Deinen Trainer.
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