Nur nicht umfallen, langsam das Gleichgewicht finden, die ersten zaghaften Gleitschritte, immer schön an Mama oder Papa festhalten – wenn die meisten Kinder von langlaufbegeisterten Eltern auf Ski stehen, sind sie weit weg davon, Stöcke zu benötigen. Doch spätestens wenn sich die Kleinen auf den schmalen Brettern sicher fühlen, heißt es selbst Stöcke in die Hand zu nehmen! Und spätestens dann beginnen die Überlegungen, ob denn Alpinstöcke ausreichend sind und welche Länge junge Nachwuchsläufer benötigen. Wir haben uns mit Christian Nordhaus vom Stockspezialisten Leki getroffen und ihn zum Thema Kinderstöcke befragt.
Christian, viele Eltern stellen sich am Anfang der noch jungen Langlaufkarriere die Frage: Sind Alpinstöcke ausreichend oder müssen es Langlaufstöcke sein? Was ist deine Empfehlung?
Alpinstöcke sind in der Regel sehr viel Kürzer und fürs Langlaufen nicht tauglich. Maximal verhindern sie das Umfallen auf Skiern, aber zum Vortrieb können sie nichts beitragen. Alpinstöcke haben meist auch sehr einfache Handgelenksschlaufen, aber keine Daumenschlaufe, die den benötigten Kontakt zum Langlaufstock bietet.
Worauf sollte man beim Stockkauf dann besonderen Wert legen?
Als erstes muss die Länge passen. Im Schritt 1 empfehlen wir mit der Klassik Technik anzufangen, da die Kreuzkoordination bereits gelernt und menschlich ist und sich so ein gutes Gefühl zum Bewegen auf Ski erzielen lässt. Weiterhin sollte die Schlaufe gut passen und auch mit warmen Handschuhen nutzbar sein. Eine Daumenschlaufe hilft dem Kind enorm beim Erlernen der Technik, vor allem beim Auslassen des Stockes, ohne dass dieser am Handgelenk baumelt. Eine abnehmbare Schlaufe rundet das Ganze ab, da ein Ein- und Ausklicken so manchen Nerv schont – das fängt schon beim Anziehen der Handschuhe und Schlaufe an. Somit kann das bereits im Warmen erledigt und anschließend einfach eingeklickt werden. Fürs Erlernen der Skatingtechnik spricht erneut ein verstellbarer Stock, der dann mit 20 Zentimeter Verstellbereich beide Techniken abdecken kann.
Das klingt, als wären Variostöcke für Kinder die bessere Wahl?
Ja, das sehe ich schon so. Der Stock wächst mit, der Stock ist für beide Techniken einsetzbar, die neuen Speed Lock 2 Systeme sind leicht in der Bauweise, tragen wenig auf, verändern das Schwungverhalten so wenig, dass es Kindern nicht auffallen wird, und sind so leicht zu verstellen.
Kommen wir gleich zu den Schlaufen und Griffsystemen. Was ist für Kinder sinnvoller? Normale Schlaufen oder das Shark System zum Ausklicken?
Eindeutig das Shark System! Neben der Daumenschlaufe, deren Vorteile bereits in Punkt 2 erwähnt wurde (Auf eine Daumenschlaufe bei Kindern ist großen Wert zu legen da man sich damit besser auf andere Abläufe konzentrieren kann und nicht ständig den Stock „Suchen/Fangen“ muss) ist auch der Vorteil bei Toilettengängen, Schuhe binden, Spielen und laufenden Nasen nicht zu unterschätzen. Anzumerken ist allerdings, dass immer nach dem Training geprüft wird, dass die Schlaufen wieder am Stock sind!
Jetzt will man sich einen Variostock mit Shark System kaufen, nur, wie wird die richtige Länge überhaupt berechnet bei Kindern?
Grundsätzlich gelten bei Kindern ähnliche Faktoren wie bei Erwachsenen (Skating: Körpergröße x 0,9 / Klassik: Körpergröße x 0,83). Bei Kindern mit guter Koordination empfehlen wir bei „unrunden“ Ergebnissen aus der Formel entsprechend aufzurunden, aber nicht mehr als 2,5 Zentimeter. Bei einem Wert von zum Beispiel 122 Zentimetern würden wir jedoch nicht gleich 125 Zentimeter empfehlen. Bei Kindern, die im Ablauf noch Probleme haben, eher einen Zentimeter kürzer. Gerade deshalb bieten sich hier vor Allem verstellbare Stöcke an. Bei Anfängern macht ein Abrunden definitiv Sinn, um die Koordination zu erleichtern und den Schulterapparat im Wachstum nicht zu sehr zu beanspruchen. Gemessen wird bei uns IMMER GESAMTE STOCKLÄNGE kein Schlaufenausgang! Dann steht dem Langlaufvergnügen auch schon nichts mehr im Wege
Danke Christian für diese interessanten Informationen!