Training im Verein ist wohl die optimale Trainingsmöglichkeit für Kinder. Langlaufen in der Gruppe mit meist ausgebildeten Übungsleitern und nach einem strukturierten Plan macht absolut Sinn. Was erwartet Kinder im Vereinstraining? Und wie wird das Kindertraining strukturiert? Wir haben uns mit zwei Vereinstrainerinnen unterhalten, Katharina Gattermann von der Trainingsgemeinschaft Zwiesel/Bayer. Eisenstein sowie Regina Lingl vom SCMK Hirschau. DSV-Nachwuchschef Bernd Raupach stand uns allgemein Rede und Antwort zum Thema Kindertraining.
Es gibt für Skilanglauftrainer eine sogenannte „Rahmentrainingskonzeption“ (RTK) die ab U 13 eine langfristigen Entwicklung bis zum Hochleistungsbereich sicherstellen soll. Das mag trocken klingen, aber dieses Rahmenkonzept ist eine wichtige Leitlinie, die vor allem den Entwicklungsstand der Sportler in den Vordergrund stellt und auf sensible Phasen eingeht. So steht in diesem RTK, dass vor allem in den Anfangsjahren keine zu große Gewichtung auf Wettkampfergebnisse gelegt werden soll. Ein sehr wichtiger Punkt, den die Trainer häufig auch den Eltern vermitteln müssen. Laut RTK werden die Trainingsstufen in fünf Stufen eingeteilt. Los geht es mit der Allgemeinen Grundausbildung (AGA) ab 8 bis 12 Jahren. Das Grundlagentraining dauert dann zwei Jahre, bis zum 15. Lebensjahr.
Soweit die Therorie, doch wie sieht das Training in den Vereinen nun aus für Kinder? Und ab welchem Alter können sie einsteigen? Bei unseren beiden Vereinen sind schon Kinder ab fünf Jahren willkommen. Wieso denn das, wenn der RTK doch erst ab acht Jahren startet? Meist ist das „Training“ im Alter ab fünf Jahren kein „Training“, sondern spielerisches Gewöhnen an Ski und leichtes Techniktraining. In spielerischer Form wird die Koordination trainiert und wir alle wissen ja, gemeinsam macht sowas einfach mehr Spaß. Die Mähr, dass Kinder erst ab sechs Jahren auf Ski stehen sollen, widerlegen die Trainingsgruppen, wo Geschwisterkinder bereits mit drei Jahren bei manchen Spielen mitmischen. Hauptsache es bleibt spielerisch und mit Freude verbunden. Und was müssen die Kinder mitbringen, damit sie schon im Vorschulalter in den Langlaufverein dürfen? Regina und Katharina sind sich einig: Nichts! Nur Spaß und Freude an der Bewegung und das Training sollte kein Zwang sein für die Kinder. Aber in so großen Trainingsgruppen wie in Hirschau und am Arber kommt der Spaß garantiert nicht zu kurz!
Wenn die Kinder dann mit ungefähr acht Jahren (je nach Können) bereit sind für die „normale“ Trainingsgruppe wird ungefähr zwei Mal pro Woche trainiert, jetzt bereits angelehnt an den Leitfaden des DSV . In dieser Zeit der „Grundausbildung“ empfiehlt Bernd Raupach sich nicht nur auf eine Sportart festzulegen. Kinder wollen ausprobieren und können gern mehr als einen Sportverein besuchen um eine „breite Bewegungserfahrung“ zu bekommen. Eine extreme Fokussierung auf eine Sportart empfiehlt der Experte erst ab einem Alter von 13 bis 16 Jahren. Nun ist es für Trainer, Vereine und Eltern meist einfacher, wenn sich die Kinder auf einen Verein beschränken, schon allein von der Logistik und den Kosten her. Deshalb gestalten die Trainer das Training schon in jungen Jahren vielfältig und interessant. So wechseln sich im Sommer Inliner und Skiroller mit Radtouren, Crossläufen, Bergtouren und Hallentraining ab. Auch in der Halle werden gern Elemente aus anderen Sportarten wie zum Beispiel Klettern/Bouldern eingebaut. Und sogar Kanutouren stehen auf dem Trainingsplan. Wie kann so ein Training nun genauer aussehen? Katharina erklärt uns, wie sie ihr Training grundsätzlich aufbaut: „Wir beginnen meist mit Warmlaufen oder für die jüngeren Kinder mit einem Spiel. Dann machen wir weiter mit Koordinations- und Technikübungen in Form von Parcouren oder Spielen. Danach folgt der Schnelligkeitsteil. Sehr beliebt sind bei den Kindern Staffeln in jeder Form. Und zum Schluss folgt das Abschlussspiel, meist mit allen Kindern, egal welchen Trainingsalters.“
Und die Eltern? Welche Rolle spielen sie im Kindertraining? Raupach findet hier klare Worte „Die Eltern sind das Vorbild für die Kinder und die Basis für jeden Verein. Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag für den Sport, unabhängig in welcher Sportart. Vermieden sollte werden, elterlichen Ehrgeiz auf die Kinder zu übertragen. Die Kinder sollen mit Spaß und Freude bei der Sache sein. In keinem Fall darf die schulische Leistung unter dem Sportbetrieb leiden, Schule hat immer Vorrang! In Bezug auf Skilanglauf sollten Eltern Geduld haben. Die Ausbildung benötigt acht bis zehn Jahre, bis aus einem hoffnugsvollen Talent der langfristige Leistungsaufbau zum Weltklasseathleten beschritten ist.“ Auch Regina Lingl gibt zu bedenken, dass den Eltern beim Skilanglauftraining eine wichtige Rolle zufällt, auch wenn sie selber nicht auf Ski stehen: „Oftmals sind wir auf Fahrdienste angewiesen. Hier sind wir immer sehr dankbar, wenn Fahrgemeinschaften gebildet werden, egal ob zum Training oder zum Wettkampf. Oder aber bei Aufbauten in der Halle! Einen interessanten Parcours aufzubauen, dauert allein oft eine halbe oder dreiviertel Stunde. Hier ist die Hilfe der Eltern unerlässlich.“ Und am Arber geht man sogar einen Schritt weiter: „Bei Personalmangel helfen immer wieder Eltern im Training mit und unterstützen uns dadurch. Vor allem bei Bergtouren sind sie uns eine Hilfe, da die Leistungsunterschiede der Kinder nicht zulassen alle gleichzeitig zu beaufsichtigen.“ Unabdingbar ist natürlich, dass die Eltern hinter dem Training der Kinder stehen und den Aufwand in Kauf nehmen, nicht nur bei Fahrdiensten sondern auch am Wochenende bei Wettkämpfen dabei zu sein oder Ski zu wachsen.
Apropos Wettkämpfe: Ab wann ist es für die kleinen Langläufer überhaupt ratsam an Wettkämpfen teilzunehmen? Hier sind sich alle, Experte und Trainerinnen einig: Sobald die Kinder das selber wollen und beim Training ohne Hilfe zurecht kommen! Kinder zur Wettkampfteilnahme zu zwingen ist meist kontraproduktiv und setzt sie zu hohem Druck aus. Eine sensible Phase ist oftmals auch die Zeit des Schulübertritts. Hier müssen viele Kinder aufgrund der schulischen Belastung die Segel streichen. Aber wie sollten die Eltern überhaupt reagieren, wenn der Nachwuchs nicht mehr zum Training gehen will? Druck hilft laut unseren Experten hier meist wenig. „Wichtiger ist ein gutes Gespräch zwischen Eltern und Kindern. Warum wollen die Kleinen nicht mehr? Gibt es jemanden in der Gruppe, den sie nicht mögen? Sind sie überfordert? Auch ein Gespräch mit dem Trainer ist hier oft ratsam. Manchmal hilft auch nur noch einmal pro Woche ins Training zu gehen und so zumindest „am Ball zu bleiben“. Die Eltern sollten auf jeden Fall vermeiden, ihre Erwartungen und Wünsche auf die Kinder zu übertragen. Auch wenn Eltern für ihren Nachwuchs nur das Beste wollen, so bringen überehrgeizige Eltern ihre Kinder oft nur zum schnellen Aufhören, nicht zum Weltcupläufer“, gibt Katharina Gattermann zu bedenken. Und was macht den Trainerinnen am meisten Spaß am Kindertraining? „Wenn die Kinder nachher sagen, dass es ihnen gefallen hat! Das ist Lohn genug. Und wenn wir die Faszination Skilanglauf an die nächste Generation weitergeben können!“