DM Skiroller Berglauf 2021 in Seebach

Jonathan Göppert © Jonathan Göppert

Von Jonathan Göppert

Langsam aber sicher kommen nach coronabedingten Ausfällen auch in Deutschland die Wettkämpfe wieder zurück. So auch der Skiroller Berglauf in Seebach, welcher im vergangenen Jahr nur für die Schüler-Klassen stattfinden konnte. Bei der diesjährigen Ausgabe, der neunten insgesamt, diente der Wettkampf gleichzeitig auch zum ersten Mal als Deutsche Meisterschaft im Skiroller Berglauf. Entsprechend motiviert konnte ich meine Semesterferien zur Vorbereitung dafür nutzen!

Die direkten Vorbereitungen startete ich mit meinem Bruder Simeon ca. vier Wochen vor dem Wettkampf im Allgäu, um dort die zahlreichen Trainingsmöglichkeiten zu nutzen und neue Reize zu setzen. So eignete sich beispielsweise das Langlaufstadion im Ried sehr gut für schnelle und intensive Skirollereinheiten. Die „Bergfestigkeit“ auf Skirollern konnten wir auf der Straße von Bad Hindelang über Hinterstein ans Giebelhaus nutzen, da diese über ungefähr acht Kilometer mehr oder weniger stark ansteigend verläuft. Auch wenn dort letztendlich nicht extrem viele Höhenmeter zu machen sind, hatten wir dort eine kontinuierliche Belastung bergauf und nutzten dies beispielsweise in der vorletzten Woche vor der Deutschen Meisterschaft für ein intensives Intervalltraining auf Skating Rollern. Neben diesen und weiteren Intervalleinheiten auf Skirollern und zu Fuß, standen natürlich auch Grundlagentrainings mit niedriger Intensität an. Die schönste, aber auch anstrengendste Einheit hierbei war eine Cross-Tour über die Nagelfluhkette mit 33km und fast 2000hm.

Den nötigen „Biss“ und die „Leidensfähigkeiten“ versuchte ich mir nach langer Wettkampfpause den ganzen Sommer über mit virtuellen Challenges wieder anzueignen. Besonders gut dafür war zum Beispiel die 500-Höhenmeter-Stocklauf-Challenge von xc-ski.de, da auch hier eine lange (kontinuierliche) Wettkampfbelastung am Anstieg gefragt war. Optimalerweise fand eine Woche vor dem Skiroller Berglauf noch der Schwarze-Grat-Berglauf (zu Fuß!) bei Isny als „echter“ Wettkampf statt. Die Form war hierbei nach drei Wochen intensiver Vorbereitung natürlich noch nicht die Beste, aber das musste sie ja hier auch noch gar nicht. Um die entsprechende Form zu erreichen, stand in der Woche des Wettkampfes nicht mehr so viel Training auf dem Plan. Die intensivste Einheit war dann auch der „Auftakt“ am Donnerstag, auf welchen ein Ruhetag und am Samstag eine kurze Vorbelastung folgte.

Jonathan Göppert © Jonathan Göppert

Glücklicherweise schien diese Planung erfolgreich zu sein, denn Arme, Beine und eigentlich der ganze Körper fühlten sich am Wettkampftag bestens vorbereitet und erholt an! Die äußeren Bedingungen waren mit trockenem Asphalt und angenehmen, spätsommerlichen Temperaturen zum Glück auch ideal für das Massenstartrennen über 7,5km und ca. 400hm in der Freien Technik. Ich startete in diesem Jahr als älterer Jahrgang bei den Junioren und war somit zusammen mit den Herrenklassen um 09:30h dran. Um faire Bedingungen zu garantieren, stellte der ausrichtende SC Seebach einheitliche (Renn-)Roller von Hosprint. Diese konnten wir uns 20 Minuten vor dem Start abholen und uns somit beim Aufwärmen an die schnellen Skiroller gewöhnen. Viel Zeit dafür blieb mir aber nicht, da ich eine gute Position bei der Startaufstellung haben wollte – vom Veranstalter wurden hierbei keine Vorgaben gemacht. Für mich zahlte sich das zum Glück auch aus, da ich in der ersten Reihe starten konnte und mir deshalb weniger Sorgen um meine Stöcke machen musste. Um Stockbrüche oder sonstige Unfälle zu verhindern mussten die ersten ca. 50m auch im Doppelstock absolviert werden, was hierfür sehr hilfreich war. Leider wurde einem Konkurrenten nach ein paar Hundert Metern trotzdem eine Stockspitze unabsichtlich abgeschlagen, da hier das Feld noch sehr nah und etwas ungeordnet beieinander war. Dieses Missgeschick führte aber dazu, dass sich erste Lücken bildeten, von denen ich aber glücklicherweise nicht betroffen war. Ich konnte in der ersten Gruppe bleiben, von welcher sich aber kurze Zeit später Josua Strübel vom SC Seebach absetzte und in seinem Tempo allen davon lief. Ich hielt mich in einer Vierer-Gruppe auf und konnte dort ein für mich gutes Tempo mitgehen. Auf den ersten 2km verlief die Strecke größtenteils noch durch den Ort, sodass hier immer wieder Zuschauer standen und uns anfeuerten – das sorgte nach zahlreichen virtuellen Challenges für zusätzliche Motivation!

Als nach ungefähr 3km der erste Läufer unserer Gruppe vom 1:1 ins 2:1 wechselte, lief ich an ihm vorbei und erhöhte, mit einem guten Gefühl in Armen und Beinen, das Tempo noch etwas. Zu meiner Überraschung konnte keiner der restlichen Läufer unserer ehemaligen Gruppen folgen, was mir zusätzlichen Aufschwung gab. Die nächsten Kilometer wurden dann jedoch teilweise etwas zäh, da die Tempoverschärfung doch recht früh im Rennen, die Straße dort auch nicht mehr ganz so gut war und keine Zuschauer mehr an der Strecke standen. Zu meinem Glück standen entlang des letzten Kilometers wieder einige Zuschauer, die mir geholfen haben, auch diesen noch zu überstehen. Hilfreich war außerdem, dass es zu Beginn der letzten 1000m kurz ein bisschen bergab ging, sodass ich noch einmal kurz durchatmen konnte. Mittlerweile hatte ich auch den weiterhin führenden Josua Strübel im Blick, der aber wahrscheinlich ein für ihn angenehmes Tempo gelaufen war, während ich seit Kilometer 3 komplett am Limit lief. Nichtsdestotrotz versuchte ich noch einmal an ihn ran zu kommen, aber da war bei mir nichts mehr rauszuholen…

Das war allerdings auch nicht so schlimm, da ich mit dem zweiten Gesamtrang und Platz 1 ins der Juniorenklasse mehr als zufrieden und vor allem überrascht war! Mein Bruder Simeon, mit dem ich mich auf diesen Wettkampf vorbereitet hatte, erreichte als Dritter der Herrenklasse 21 und Fünfter insgesamt das Ziel. Ein Dank geht an den Skiclub Seebach für die Organisation und Ausrichtung des Wettkampfes. Ich freue mich bereits jetzt schon auf das nächste Jahr, in dem es dann an gleichem Ort erneut um die Titel der Deutschen Meisterschaften im Skiroller Berglauf geht!