Von Josef Windorfer
Mit dem 50-Jährigen Jubiläum des Dolomitenlaufs besann sich der Veranstalter auf alte Traditionen. Wie in den ersten Auflagen verlief die Rennstrecke im Tal, mit Zieleinlauf im Stadtzentrum von Lienz. Damit steht man heute wieder auf Augenhöhe mit anderen großen, traditionellen Skimarathon-Veranstaltungen. Für den Teilnehmer ist es einfach etwas besonderes, die letzten Meter einer Skimarathon-Distanz in ein Stadtzentrum zu absolvieren. Für den Skilanglauf als Breitensportart ist es ein Gewinn, da man den Sport zu den Menschen bringt. So kommt ein breiteres Publikum mit der schönsten Sportart in Kontakt, das vermutlich nie den Weg ins Langlauf- und Biathlonstadion nach Obertilliach gesucht hätte.
Wenn man im Vorfeld mit Bekannten und Freunden sprach, wusste man von der Jubiläumsveranstaltung und dem neuen Streckenverlauf. So waren auch wir gespannt und wollten das Lienzer Skimarathon-Flair von Anfang an aufnehmen. Wir planten die Anreise schon für Freitagabend zum berühmten Dolomitensprint auf dem Lienzer Hauptplatz. Es ist wirklich eine sehenswerte und spannende Veranstaltung mit hochkarätigen Sportlern. Für den Samstag wollten wir erst mal locker in den Tag starten und nach dem gemütlichen Frühstück den Weg nach Obertilliach antreten, wo die Skatingrennen ausgetragen wurden. Immer einen Blick gen Himmel, wann denn der angesagte Neuschnee kommen würde, entschied ich mich für den frühen Nachmittag die Skier zu testen. Dazu fuhren wir zum Startort nach Heinfels, nur wenige Kilometer von der italienischen Grenze entfernt. Erfreulicherweise trafen wir dort auf die beiden Teamkollegen Thomas und Klaus. Sie waren ebenfalls am Skitesten. Als schließlich jeder seine Rakete für das Rennen gefunden hatte, erkundeten wir den ersten Teil der Wettkampfstrecke bis Abfaltersbach. Im Nachhinein erwies es sich als klug, denn in der Passage befanden sich ein paar knifflige Abfahrten. Bei den schnellen Bedingungen hatte man dann doch ein besseres Gefühl ungebremst in die Abfahrten zu gehen. Für den Abend stand dann noch die finale Präparation der Wettkampfskier und das Auffüllen der Kohlenhydratspeicher an. Dazu nutzten wir die Pizzeria um die Ecke, in welcher wir schon Tags zuvor hervorragend gegessen hatten.
Mit dem Blick aus dem Fenster am Sonntag Morgen stellte ich erfreulicherweise keinen Neuschnee fest. Somit ging ich sehr beruhigt zum Frühstück und konnte schon in Gedanken den Startablauf durchgehen. Angekommen im Startbereich legte ich erst einmal die Skier in meinen Startblock. Über die Berge kündigte sich schon ein traumhafter Tag an. Ähnlich wie das Wetter erwischte ich ebenfalls einen sehr guten Tag. Mit der Auswahl der Skier und des Rennwachses griff ich voll ins Schwarze. Ich hatte mir vorgenommen vom Start weg mit offenem Visier zu laufen. Mein Ziel war es, mich voll auszulasten, aber trotzdem Spaß zu haben. Das ist kein Gegensatz. Mit dem Startschuss ging es ein paar hundert Meter abschüssig, ehe man über eine Schleife noch einmal zum Startbereich kam. Es befanden sich überraschend viele Zuschauer am Start, welche uns hier noch einmal zu Gesicht bekamen, ehe der wilde Ritt Richtung Lienz losging. Im ersten Drittel der Strecke suchte ich immer Anschluss an eine größere Gruppe die ungefähr hundert Meter vor mir war. Trotz großer Anstrengungen schaffte ich es nicht diesen herzustellen. Zwischen Abfaltersbach und Mittewald fiel ich dann in ein Loch. Auch der Ski, der im oberen Bereich noch herausragend war, fühlte sich unmittelbar neben der Drau nicht mehr so gut an. Aufgrund meines Durchhängers schaffte es eine nachfolgende Gruppe auf mich aufzufahren. Als mich diese überholte, ergriff ich gleich die Initiative, ich musste da einfach dranbleiben, koste es was es wolle. Dort hatte man die veränderten Streckenbedingungen auch schon bemerkt, es wurde nur noch außerhalb der Klassikspur geschoben. Die zweite Hälfte des Rennens war zwar vom Streckenprofil am leichtesten, allerdings gab es durch das leicht abfallende Gelände keine Zeit zum Verschnaufen, man musste immer draufhalten um den Anschluss nicht zu verlieren. So kam es dann ungefähr 10 Kilometer vor dem Ziel zum Abriss der Gruppe. Ich versuchte noch gegen zu halten, aber drei bis vier Kilometer vor dem Ziel war dann endgültig der Ofen aus. Hier befand ich mich schon am Ortsrand von Lienz und versuchte Fixpunkte auszumachen, wann es denn endlich in Richtung Stadtzentrum ging. Die letzten beiden Wiesenschleifen fühlten sich unendlich an. Mit der Überquerung der Hauptstraße erreichte ich endlich das Stadtzentrum. Von hier aus ging es ungefähr einen Kilometer durch enge Gassen zum Hauptplatz. Ich genoss noch einmal die letzten Meter bis zur Überquerung der Ziellinie.
Ich hatte einen guten Renntag erwischt. Vom Wetter, der Schneelage, der körperlichen Leistung, zum Ski bis hin zur Verpflegung hatte alles hervorragend gepasst. Auch die objektive Leistung stimmt mich für kommende Rennen positiv. So kam ich mit knapp zwei Stunden Laufzeit, ungefähr 23 Minuten hinter dem Sieger ins Ziel. Die vielen Helfer, die für eine solche Veranstaltung notwendig sind, haben am ganzen Wochenende ganze Arbeit geleistet. Es verlief alles reibungslos und wirkte gut organisiert. Man merkt einfach die langjährige Erfahrung die es benötigt, ein Großereignis wie den Dolomitenlauf, mit den einzelnen Wettkämpfen, auszurichten. Die Entscheidung, die Strecke für das Klassikrennen ins Tal zu verlegen, machte den Lauf zu einem einmaligen Erlebnis. Man kann für die kommenden Austragungen hoffen, dass an dem Streckenkonzept festgehalten wird. Dann blicke ich positiv in die nächsten 50 Jahre Dolomitenlauf!