Unser xc-ski.de A|N Skimarathon Teamathlet Kurt Mühlbacher hat am vergangenen Wochenende eine ganz besondere Herausforderung gesucht: Sein erstes Radrennen, allerdings nicht auf einem modernen Renner, sondern auf einem historischen Gerät mit zwölf Gängen aus dem Jahr 1986.
Am 11. September 2016 war es soweit! Ich nahm an meinem ersten Radrennen in meiner dreißigjährigen Amateur-Sportkarriere teil. Dem Eddy Merckx Classic Radmarathon in Fuschl am See, vor den Toren Salzburgs. Idyllisch gelegen zwischen Mondsee und dem Fuschlsee. Und dreißig ist auch schon der Einstieg in die Story dieses für mich denkwürdigen Rennens. Denn mein Rad ist genau 30 Jahre alt. Ein Peugeot Tourmalet Sonderedition, Grand Vitesse mit 12 Gängen. Übersetzung: 42-52 vorne, 24-14 hinten, aus dem Jahre 1986. Natürlich mit Pedalkäfigen. Das Geschenk eines Nachbarn der es von einem Freund bekommen hat. Und dieser ist in den „Roaring Eighties“ damit Rennen gefahren! Auf Österreich-Tour Niveau. Das muss ein Mann mit Bärenkräften gewesen sein.
Vor dem Start
Am Tag vor dem Rennen entdeckte ich bei einer Probefahrt noch ein Leck im Hinterrad. Da ich ja kein Radfahrer bin, sondern Langläufer im Winter und Bergläufer im Sommer habe ich keine Ersatzteile im Keller. Ich habe vier Paar Skiroller und fünf Paar Langlaufski im Keller stehen. Das hilft jetzt auch nix. Was also tun? Nicht starten? Geht nicht, alle Bekannten und Freunde wissen was ich vorhabe. Da aber, wie es bei einer TOP Veranstaltung zu erwarten ist, sicher auch ein Technik Service angeboten wird, fuhr ich am Morgen dann doch Richtung Experiment. Angekommen um 6:45 in Fuschl sah ich, dass schon sehr viele Teilnehmer da waren. Okay, Radfahrer stehen also früher auf als Langläufer. Mein erster Blick galt dem Technik Service. Ohne den brauche ich gar nicht zur Startnummern-Abholung gehen. Ich musste nicht lange suchen. Ein Zelt vom Radsport Angerer Team aus Fuschl war da. Ein einheimischer Fach-Radsporthändler. Wo gibt’s denn noch so was! Respekt! Ich holte die Startnummer im Expo Bereich bei Start und Ziel. Alles gut organisiert. Vorbildlich. Mir fiel ein Stein vom Sportlerherz und ich ging zum Mechaniker des Tages. Die Mannen der Speichen und Ketten trauten Ihren Augen nicht. Ein echtes, originales Retro Rad vor ihnen. Ich schwelgte in Anerkennung und Augenblicke des Respekts. Das Rad wurde gleich von allen Seiten fotografiert, fürs Archiv. 🙂 Nach erfolgreichem Schlauchtausch wieder zurück zum Auto. Umziehen und Einfahren stand auf dem Programm. Vorsichtig fuhr ich ein paar Mal auf und ab. Nur ja keinen Unfall provozieren. All die schnellen High Tech Räder zischen an mir vorbei. Dann das erste Hoppala. Die Hose bleibt beim Absteigen am Sattel hängen und reißt! Panikartig durchsuchte ich das Auto. In letzter Minute fand ich noch eine Laufhose. Ein paar Minuten später das zweite Hoppala. Die Schaltung funktionierte nicht mehr vorschriftsmäßig. Ich konnte nicht mehr auf das große Blatt schalten. Zeit zum Reparieren hatte ich auch keine mehr. Nur noch fünf Minuten zum Start. Was solls, dachte ich mir. An meinen Wadln wird’s nicht scheitern. Durch mein Langlauf-, Skiroller- und Berglauf-Training ist genug Saft da. Und bei uns im Lauftreff Nußdorf (dem besten Langstrecken Verein in Salzburg) ist das sowieso kein Thema. Durchbeißen ist angesagt. Die 63 Kilometer und 900 Höhenmeter mit nur Sechs Gängen. „Da werden die Komantschen pfeifen“ würde der Armin Assinger sagen.
Das Rennen
Ich rolle zum Start. Startblock D. Ich reihe mich bewusst ganz hinten ein. Mit meinem Oldtimer will ich nicht gleich vorne mitmischen. 🙂 Es geht raus aus dem Ort, zuerst neutralisiert. Ein paar Blicke zum Schönen Fuschlsee. Dann geht’s aber nach vorne beziehungsweise nach oben. Die erste Steigung ist schon da, die Schöffbaumhöhe. Das Feld ist noch ziemlich geschlossen. Kein Wunder, es ist schon zum Schwitzen. Ich trete so gleichmäßig wie es nur geht. Puls und Rad unter Kontrolle halten ist die Devise. Und obwohl es doch ziemlich lang bergauf geht, kann ich einige überholen. Das stimmt mich positiv.
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In die erste Abfahrt gehe ich mit Respekt hinein. Die Bremsen sind ja noch Original! Ich werde wieder überholt, das war klar. Bis wir am Thalgau Egg sind, bin ich schon etwas alleine unterwegs. Bin ich wirklich der Letzte? Komisch dachte ich mir, dennoch genoss ich das Rennen, die schöne Strecke und das Kaiserwetter. Die Abfahrt nach Thalgau fahre ich auch kontrolliert. Ich schone die Bremsen und mich. Thalgau auswärts macht sich die fehlende große Scheibe bemerkbar. Ich radle um mein junges Radler Leben. Und siehe da, meine Arbeit wird belohnt. Ich kann wieder ein paar einholen. Die Steigung nach Hof hinauf im Blick wird mir etwas mulmig. Aber umsonst. Wieder überhole ich mit meiner Mega-Übersetzung. Weiter geht’s runter zum Salzburg Ring (ich lass es krachen) und weiter Richtung Plainfeld. Motiviert von ein paar schönen Rad-Amazonen gehe ich aus dem Sattel und kämpfe mich relativ TILT nach Plainfeld hinauf. Ja, das ist Radfahren dachte ich mir. Schweiß und Leidenschaft. Ein Liebesroman auf zwei Rädern. Die erste Labestation kommt nicht zu früh. Ich nehme dankbar Hochwertiges von einem bekannten Riegelhersteller mit und suche mir die nächsten Opfer. 🙂 Diese Powershots sind verflixt gut eingepackt. Erst in Plomberg am Mondsee habe ich alle in der Blutbahn. Ernährung bei Mofa Geschwindigkeit muss ich noch lernen. Die Fahrt am Mondsee und an der Drachenwand entlang ist ein Highlight dieser Strecke. Zwischen Bauernhöfen und Badegästen geht’s in die letzten 15 Kilometer. Dies ist auch der Streckenteil, der mir gänzlich unbekannt ist. Vor mir sehe ich eine lange Autoschlange die sich im Schritttempo den Scharflinger Pass hochschleift. Unterbrochen von Radfahrern. Ich fahre im Pulk mit (wieder) ein paar Mädels aufwärts. Das ist für mich der schwerste Teil heute. Also die Steigung nicht die Mädels, eh klar. Obwohl keine nennenswerten Höhenmeter zu kurbeln sind, ist es extrem anstrengend. Natürlich habe ich nicht ans Aufgeben gedacht. Es kann ja nicht mehr weit sein. Nach dem Pass kommt links der Wolfgangssee ins Blickfeld und der Kurs zweigt in St. Gilgen in die letzten Kilometer bis zum Ziel. Beim Kreisverkehr drehe ich nochmal meine Gopro in meine Richtung, um auch Bilder vom Schweiß in Echtzeit zu bekommen. Die letzte Steigung bis zum Gimsenwirt ist auch nicht leichter als die anderen. Rund treten, ruhig bleiben. Auch wenn die Führenden der mittleren Strecke an mir vorbei zischen. Jetzt ist’s eh schon wurscht. Jetzt geht’s nur noch bergab. Die mit den neuen Rädern überholen mich in Lichtgeschwindigkeit.
Wieder Zurück in die Zukunft
Mit erhobenem Haupt und gestreckter Faust fahre ich überglücklich über die Ziellinie. Am Ende Rang 111 von 190 Startern. 900 Höhenmeter verteilt auf 63 Kilometer in 2:39 Stunden mit sechs Gängen. Radsport pur. Ich gratuliere mir zur Leistung und den Veranstaltern zu einer gelungenen Veranstaltung. Ich darf das sagen … bin ja schon 30 Jahre im Geschäft. Als Sportler und als Veranstalter.