Im ersten Anlauf zur Vasalauf-Medaille?

Klaus und Thomas Oestreich © Tobias Burger

Von Thomas und Klaus Oestreich

Prolog

Dank der guten Trainingsbegleitung durch Thomas Freimuth (A|N Ausdauernetzwerk) und den Streckenbesichtigungen (organisiert durch A|N Ausdauernetzwerk)  in den Tagen vor dem Vasalauf 2019 habe ich mich auf das Rennen gefreut und gut vorbereitet gefühlt. Wir waren am Vorabend bereits um 22.00 Uhr im Bett und hatten alles vorbereitet. Das ist Rekord – das schaffen wir sonst selten so bald. Nur mit dem Einschlafen wollte es nicht so recht klappen – irgendwie ging mir soviel zum Vasalauf durch den Kopf, obwohl es keinen Grund zur Sorge gab: Auf die Distanz waren wir vorbereitet und die Abfahrten schienen bewältigbar. Da hilft es nur cool und entspannt zu bleiben. Habe schon von vielen Profi-Sportlern gelesen, die ebenfalls vor wichtigen Wettkämpfen schlecht geschlafen und trotzdem gute Leistungen gebracht haben. Glücklicherweise sind wir auch gesund geblieben, obwohl in der Heimat und in unserer Hütte einige erkältet waren. Ich war überzeugt, dass wir einen guten Ski haben würden. Franz Schönberger (Sport Schönberger in Langdorf) hatte uns mit einem top-modernen Fell-Rennski von Rossignol ausgestattet und mit den Tipps, Gel und Fell-Spray von Harri Altonen (Start Skiwachs) sollte alles gut gehen. Das Philosophieren über Steigwachse habe ich deshalb meinen Mitbewohnern überlassen. Auch der angekündigte Neuschnee machte mir keine Sorgen. Damit waren wir ja schließlich schon beim König Ludwig Lauf ausreichend konfrontiert geworden. Dort war nicht alles nach „Fahrplan“ gelaufen und trotzdem hatte es zur Medaille gereicht. Also sollte es auch bei der „Mutter aller Volksskiläufe“ klappen!

1. Akt

Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich unten am Start die riesigen Schlangen vor den Startgruppen gesehen habe! Obwohl es kurz vor 5.30 Uhr war, ging die Schlangen hoch bis zum Zelt und weiter auf den Parkplatz! Bei all dem Durcheinander und den unterschiedlichen Nummern auf den Skiern war es schwierig die richtige Schlange zu finden. Habe deshalb jemanden auf Englisch gefragt, ob dies die Schlange für Startgruppe 4 sei und der hat auf Deutsch geantwortet! Er hat die A|N-Mütze mit der Deutschlandfahne gesehen und sofort passend reagiert. Es entstand ein kleines Gespräch mit der Person (Betreuer von Schulz Sportreisen), welches wir als Vorwand und „Legitimation“ genutzt haben, um uns nicht ganz hinten anzustellen. Aufgrund der Empfehlung des Vermieters haben wir unsere Ski eher rechts im Startblock abgelegt. Das war dieses Jahr offensichtlich nicht die beste Wahl. Die Zeit bis zum Start habe ich genutzt, um noch mein Müsli zu essen. Morgens vor einem Wettkampf dauert das Essen bei mir etwas.

2. Akt

Der Start war für uns relativ unspektakulär und ruhig. Einfach locker „mitrollen“ und sich nicht in Stürze verwickeln lassen. Am Startberg gab es viel Gedränge und lockeren, teils tiefen Schnee. Spuren gab es keine mehr. Die Ski haben dadurch relativ schlecht gehalten – sofern möglich musste man etwas ausgrätschen oder eben Stöcke und Armkraft nutzen. Es gab Wartezeiten und da habe ich mit einem Dänen ein kleines Schwätzchen gehalten. Die Dänen sind zwar keine typische „Langlauf-Nation“ – aber auch dort möchte man am Vasalauf teilnehmen. Trotz aller Enge waren die meisten Leute sehr entspannt und zuvorkommend. Das kennt man aus Rennen in Deutschland, Österreich und der Schweiz leider anders. Eine Dame hat kurz hinter der Hütte im Anstieg einen Ski verloren (vermutlich hat jemand mit dem Stock oder dem Ski die Bindung geöffnet). Eigentlich ist man dann verloren und wird quasi „überrannt“! Aber ein Mann hat sich hinter sie gestellt, sodass sie von hinten nicht überrannt wurde und hat ihr beim Anlegen des Skis noch geholfen. Wow – eine Gentleman, wie er im Buche steht! Irgendwann ab dem Querweg am Startberg konnte man dann halbwegs laufen – vorher war „Überleben und Mitschwimmen“ angesagt! Oben kurz vor dem höchsten Punkt ist dann der Helikopter über uns hinweg „gefegt“. Er hat nochmals spektakuläre Aufnahmen von dem riesigen „Bandwurm“ gemacht – danach hat er das Interesse an uns verloren und sich nicht mehr blicken lassen. Und dort oben ist dann plötzlich mein Bruder Klaus aufgetaucht! Wir waren nebeneinander gestartet – ich war zunächst etwas besser weg gekommen. Aber irgendwie hat es später etwas besser bei ihm geklappt. So waren wir zunächst per Zufall gemeinsam unterwegs.

2 Kommentare

  1. Carsten Unger

    Ein schöner Bericht und schade dass es nicht zur Medaille gereicht hat. Nur eine Sache muss ich anmerken: sich nicht hinten in der Schlange anzustellen ist aus meiner Sicht grob unfair den anderen Sportlern gegenüber. Die anderen sind früher aufgestanden, um weiter vorn zu stehen und sich vorzudrängeln zeugt von mangelnder Fairness und Respekt.

    Ich stand z.B.auch in dieser Schlange….

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  2. Carsten Unger

    Ein sehr schöner Bericht.Schade dass es nicht zur Medaille gereicht hat. Einen Punkt muss ich jedoch anbringen. Du schreibst, dass trotz der Energie sehr fair zugeht und man einander hilft, was du so aus Rennen in Deutschland nicht kennen würdest. Gleichzeitig hast du dich beim Start allerdings klar vorgedrängelt was weder fair den anderen Läufern gegenüber ist, noch zeugt es von Respekt derer, die extra früh aufgestanden, um einen guten Platz in der Schlange zu bekommen. Darüber vielleicht in der Zukunft einmal nachdenken.

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