Von Michael Richter
Die Senioren WM 2023 vom 17. bis 24. März in Seefeld mit drei Einzelrennen und der Staffel innerhalb einer Woche war seit längerem als Saisonhöhepunkt geplant. Also wurde der Urlaub so ausgerichtet, dass vorher eine Woche Seiser Alm als Höhentraining möglich war. Die Bedingungen dort waren genial: ein halber Meter Schnee, nachts leichter Frost, tags um 0 Grad bei Sonnenschein und bestens gespurten Loipen bis hinauf zum Goldknopf, dem höchsten Punkt mit 2077 Metern. Die Wettervorhersagen für Seefeld sahen dagegen eher frühlingshaft aus. Aber erst einmal anreisen wie die anderen über 900 Teilnehmer zwischen 30 und 88 Jahren auch und mal schauen, was geht. Seefeld ist ja bekannt für seine extrem gute und ideenreiche Loipenpräparation.
Am ersten Tag lagen die Sprints an: 6 km auf der anspruchsvollen, überfrorenen Nordseite, also Vollgas mit einem durchgewachsten Ski, in der Technikkontrollzone ab in die Grätsche – schön sauber ohne zu gleiten, denn es wurde gefilmt! Vorn springen zwei Klassiker am Berg weg, dahinter eine Vierergruppe, ich mittendrin, mein Ski sehr schnell, also Staccato in die steile Abfahrt – 20 m Lücke gerissen und bis ins Ziel nicht mehr hergegeben – blitzeblau aber Bronze!
Leider lässt uns der Frost für den nächsten Tag völlig im Stich. Nach fünf Stunden Dauerregen am Abend zuvor werden drei Runden im Pappschnee durch mehrere Wasserlachen gelaufen. Ich probiere es mit einem Klisterski, aber als gelernter und passionierter „Schieber“ geht das mächtig nach hinten los. Am Berg sind die Künstler des klassischen Stils nicht nur filigraner, sondern wie gehabt schneller unterwegs. So weit so gut, aber mein Vorteil auf den Schiebstrecken war dahin – hier war nichts zu holen, die Medaillen außer Reichweite. Abends in der Sauna habe ich den Frust rausgeschwitzt und nach einem Ruhetag mit plus 15 Grad gab es zum Glück wieder leichten Nachtfrost. So war der Staffeltag mit 4 x 4 km (je zwei Läufer klassisch und Skating) wieder ein Sprint im Doppelstockschub als Startläufer und mit Freude in der Spitzengruppe zum ersten Wechsel. Die anderen drei konnten den 2. Platz behaupten – Silber! Beim Auslaufen hat der Zufall mir ein ganz besonderes Erlebnis beschert: drei Runden Skating im Smalltalk mit Tobias Angerer. Das ging zwar nicht im Ruhepuls für mich, aber mein Ski war schnell genug, um es nicht zum Monolog ausarten zu lassen. Am Abend bei der Siegerehrung treffen wir uns ein zweites Mal bei der Medaillenübergabe – was für ein tolles Highlight.
Nun stand nur noch der Abschlusstag mit vier Runden a 6 km ins Haus. Am Vortag plus 15 Grad, nachts nicht unter plus 5, wie zu erwarten Pappschnee. Zur Ehrenrettung der Veranstalter sei aber gesagt, dass zu Beginn keiner damit gerechnet hatte, hier eine volle Woche Wettkämpfe zu erleben. Es wurde Depotschnee aus Leutasch herangeschafft, die Strecke wie im Weltcup massiv gesalzen und sehr geschickt präpariert. Trotzdem war mir das Glück an diesem Tag nicht hold, knapp Platz vier, mehr war nicht drin.
Bei der abendlichen Abschlussveranstaltung bei einheimischer Musik wurde nochmal gefachsimpelt, aber in einem Punkt waren sich alle einig: Die Veranstalter haben einen super Job gemacht und das maximale aus der verbliebenen Strecke herausgeholt. Und ich war froh über meine beiden Medaillen im Gepäck! Fast wie zum Hohn hat es einige Tage später in Seefeld massiv geschneit, die Loipen wurden frisch präpariert. Vielleicht habe ich ja meine Ski zu zeitig eingesommert …