In diesem Winter hatte ich meinen Saisonhöhepunkt nach Norwegen gelegt. Mit der gemütlichen Nachtfähre ging es Anfang März von Kiel nach Oslo und weiter mit dem Auto nach Beitostolen. Hier, in einem der schneesichersten Skigebiete Norwegens, fand der Masters World Cup, oder einfach die Senioren WM, statt.
Weit über 1.000 Teilnehmer von 30 bis 93 Jahren maßen sich in ihren Altersklassen. Nach 3x Holz bei meiner letzten WM vor zwei Jahren in Klosters war eine Einzelmedaille das erklärte Ziel. Beim ersten Rennen über 30 km im klassischen Stil mussten wir uns erst einmal mit den drei verschiedenen 5 km Runden zurechtfinden, die je zweimal zu durchlaufen waren. Der Veranstalter hatte jedoch, was Spuren und Rundenübergänge angeht, gut vorgesorgt, also rein ins Vergnügen! Kupiertes Gelände und Technikzonen mit Pflicht zur klassischen Technik verlangten den Teilnehmern einiges ab. Für mich lief es gut und so konnte ich mir im Zielsprint die Silbermedaille sichern.
Zwei Tage später stand der „Sprint“ über 10 km klassisch an. Angenehme Temperaturen zwischen minus 10 und minus 5 Grad und Sonnenschein ließen einen tollen Tag erwarten. Diesmal wurde es ganz eng: zu fünft ging es den letzten Anstieg vor dem Ziel hinauf, ich hintenan, mit einem (woher auch immer kommenden) Vertrauen in meine Sprintqualität – Attacke! Mit mächtigen Schüben am Ende vom Berg auf drei und auf der Zielgeraden um Schuhlänge sogar noch auf zwei! Unser Team hat erneut große Klasse funktioniert: beim Wachsen, Versorgen und Anfeuern. Zum Schluss kamen die Rufe im Stakkato meiner Stockschübe – tolle Motivation – herrliche Gefühle! Die Staffelrennen (4×5 km, je zwei Läufer klassisch und skating) weitere zwei Tage später brachten dann Bronze in meiner AK. Drei Medaillen – wer hätte das vorher erwartet?! Der abschließende 45er wurde nach 50 cm Neuschnee über Nacht eine ganz harte Kiste. Die gelernten Klassiker waren bei zum Teil fehlenden Spuren und tiefem Geläuf im Vorteil. Mir blieb nur Holz, was aber im Gesamtrückblick gut zu verkraften ist.
Mit einem Lächeln im Herzen ob der schönen Gegend, den tollen Loipen bis hinauf aufs Fjell und dem Verlauf der WM ging es weiter nach Lillehammer / Nordseter, wo wir nach zwei Tagen Pause den legendären Birkebeiner als letztes Rennen der Saison in Angriff nahmen. Traditionell muss für die gesamten 54 km ein 3,5 kg schwerer Rucksack mitgeführt werden, um so zum einen der im Jahr 1206 gelungenen Rettung von Königssohn Hakon Rechnung zu tragen. Zum anderen ist das zu überwindende Fjell sehr wind- und wetteranfällig, so dass die zusätzliche Kleidung mehr Sicherheit bietet. Das Rennen selbst war für die vorderen Gruppen ein einziger Genuss: stabil minus 4 Grad, beste und zahlreiche Spuren, teils sonnig, wenig Wind – eine flotte Kiste! Dass es nicht immer so ist, beweisen widrige Witterungsbedingungen bis hin zu Absagen in anderen Jahren. Nach knapp drei Stunden war der Lauf und damit auch die Saison vorbei.
Am nächsten Morgen ist dann alles anders. Im Schneesturm fahren wir zur Fähre nach Oslo und sind uns sicher, heute hätte definitiv kein Rennen stattgefunden.