Nach der letztjährigen Wasserschlacht lockte uns der 92. Vasaloppet mit schönem Winterwetter nach Schweden. Als wir Mittwochabend in Sälen ankamen, war vom sonnigen Wetter nichts mehr zu sehen. Es schneite bei leicht negativen Temperaturen. Das Wetter änderte sich auch nicht mehr großartig zum Renntag hin. Wieder sehr gut untergebracht verbrachten wir lässige Tage mit einer coolen Truppe.
Am Sonntag um acht Uhr morgens war es dann soweit. Das Rennen startete für mich recht unspektakulär. Als der Zaun vorne hochging wusste ich, gleich geht’s auch für uns hinten los. Es schneite immer ganz leicht, zwischendurch etwas stärker. So war das Tempo in der Spitzengruppe im ersten Drittel der Strecke recht langsam, es wollte niemand zuviel Kraft vergeuden. Ich startete diesmal aus der dritten Startgruppe und war guter Dinge ohne große Standzeiten den Startberg hoch zu kommen. Es war zwar wieder ein Gedränge und Gehaue, aber man war immer in Bewegung. Neben der Distanz von 90 Kilometern und der Atmosphäre gehört auch das zum Vasaloppet und man muss es mal erlebt haben. Bei uns spielte der zeitweise recht kräftige Neuschnee keine Rolle. Durch die vielen Läufer gab es immer schnelle Spuren, man musste sie nur finden. Gut, dass ich am Vortag nochmal das Spurwechseln geübt hatte.
Ab dem höchsten Punkt der Strecke ging es erwartungsgemäß gut voran, man musste allerdings bis Smågan immer wieder nach Lücken Ausschau halten um überholen zu können. Zwischen Smågan und Mångsbodarna wurde es dann leichter, allerdings waren die freien Spuren meist langsamer. Insgesamt hatte ich ein sehr gutes Gefühl, so konnte ich noch vor Mångsbodarna den ersten Läufer aus der zweiten Startgruppe einholen und nach Risberg hoch die erste Elite-Läuferin. Viele Passagen weckten Erinnerungen vom letzten Jahr und wie schlecht es mir da erging. In diesem Jahr war alles anders. Ich hatte Raketen an den Beinen, die Strecke war top und ich war gut drauf. Bis ich nach Hökberg kam! Da lauerte in den schwedischen Wäldern der Mann mit dem Hammer. Dieser erwischte mich mit voller Wucht. Hatte ich bis dahin überwiegend überholt, wurde ich nun zum Überholten. Gruppe um Gruppe schoss an mir vorbei. Das zog sich die nächsten zehn Kilometer bis Eldris so weiter. Langsam fing ich mich dann aber wieder und sechs bis sieben Kilometer vor dem Ziel konnte ich das Tempo der Überholer halten und vereinzelt auch wieder selber Überholmanöver starten. Ich investierte aber nicht mehr viel um vorbei zu gehen. In dem Moment wollte ich nur noch ins Ziel kommen. Ich war heilfroh, die ersten Häuser von Mora zu sehen. Auf der Zielgeraden schob ich nochmal kräftig an und kam mit 5:29 Stunden ins Ziel. Der Sieger John Kristian Dahl benötigte 4:08 Stunden. Das anfängliche Bummeln der Elite bescherte vielen Läufern die begehrte Medaille. Letztes Jahr noch knapp verpasst, erreichte ich sie diesmal mit Leichtigkeit.
Hinsichtlich meiner knappen Vorbereitungszeit durch die Schulterverletzung bin ich mit dem Rennen mehr als zufrieden. Im Nachhinhein ist es schon herausragend bis Kilometer 70 in dem Tempo durchzukommen. Dass es mich früher oder später aufstellt, war eigentlich klar. Jetzt blicke ich dem Saisonfinale entgegen und freue mich noch den letzten Schnee mit lockeren Trainingseinheiten zu genießen.