Von Michael Richter
Vom 10. bis 19. Januar 2020 fand in Innsbruck die Senioren Olympiade mit ca. 3000 Teilnehmern in zahlreichen Disziplinen statt. Die nordischen Wettkämpfe mit Langlauf, Biathlon, Skispringen und Nordischer Kombination wurden aufgrund der Schneesicherheit nach Seefeld vergeben.
Zu Hause im Erzgebirge war Schnee in diesem Winter bisher Mangelware. Umso erfreuter waren wir beim Anblick von 20 cm knallhartem Altschnee, Frost und Sonne. Nach Anreise am Freitag und erster Kontaktaufnahme mit dem Schnee am Samstag lag für Sonntag gleich der längste Klassiker mit 30 km über vier Runden a 7,5 km an. Und die hatten es in sich. Es wurden die WM – Strecken vom letzten Jahr genutzt, also ging es steil bergauf und rasant zurück ins Tal – wer auch auf den schmalen Brettern gut abfahren konnte, war klar im Vorteil. Da der Veranstalter keine klassisch zu laufenden Zonen forderte, waren alle Varianten möglich: durchschieben, Klister als Kick oder als voller Stieg. Bei 600 Höhenmetern Anstieg war ein satter Kick genau die richtige Lösung für mich. In der Nachmittagssonne lief der Ski gut mit und es sollte eigentlich ein Sprint um Platz zwei werden. Aber der Italiener, mit dem ich das gesamte Rennen gelaufen war, hat mich in der letzten Spitzkehre bei einem hektischen Überholversuch einfach abgeräumt und so konnte ich liegend nur den Silberstreif am Horizont sehen. Bei der Siegerehrung gabs dann Bronze, allerdings hat der Zweite bei der Medaillenübergabe durch Katharina Smutna gekniffen. Ein Schelm, der Arges denkt….
Am nächsten Tag fand der 7,5 km Sprint auf zwei kurzen Runden statt: durchgewachst, volle Kanne, erneut Platz drei – zufrieden. Nach einem Ruhetag gings am Mittwoch ins Finale der Klassikrennen über 15 km mit hartem Schiebgelände über drei Runden. Der Italiener hatte den Sprint ausgelassen und war heute wieder dabei. Und ich kann es vorwegnehmen, er hatte das ganze Rennen meine volle Aufmerksamkeit! Vorn waren zwei ganz starke Schieber gleich zu Beginn weggesprungen. Also wieder zu zweit mit viel Taktieren über die drei Runden. Er hatte Stieg gewachst, ich nicht. Seine Attacken am langen Anstieg konnte ich gut parieren. In der letzten Abfahrt bin ich mit voller Wucht und dem Wissen, dass mein Ski eine Winzigkeit schneller war, nach vorn geprescht. Im Auslauf waren es 10 m Vorsprung. Der Gegenanstieg gehörte dann mir: volle Mundatmung und Stakkato beim Schieben! Das Loch wurde etwas größer und so war ich dieses Mal an der letzten Spitzkehre nicht gefährdet. Da herrschte bei mir große Freude über die redlich erkämpfte dritte Bronzemedaille!
Gleich danach fuhren wir nach Hause – die Arbeit rief mit einem fixen Termin am Donnerstag in Leipzig. Da war ich wohl einer der wenigen der sich riesig gefreut hat, dass alle Klassiker in der ersten Wochenhälfte abgefackelt wurden! Wir hatten jedenfalls fünf herrliche Tage im Schnee, mit vielen genauso verrückten Langläufern und heimwärts sogar Medaillen im Gepäck.
Michael Richter