„Ich muss nur immer daran denken, was passiert, wenn ich die Gruppe nicht halten kann!“ Unser Neuzugang Ladina macht sich vor der insgesamt 41. Runde merklich Sorgen. Aber wie so oft in Kelheim sind diese Sorgen vollkommen unbegründet und sie fährt die Runde ihres Lebens.
Eigentlich soll man ja dann aufhören, wenn der Höhepunkt erreicht ist. Da gibt es nur ein Problem: Man weiß nie, ob es beim nächsten Mal nicht noch erfolgreicher enden könnte. Nach unserem perfekten Rennen im letzten Jahr haben wir uns deshalb erneut etwas Zeit genommen, um zu entscheiden, ob wir auch 2018 wieder beim 24 Stunden Rennrad Rennen in Kelheim an den Start gehen. Aber am Ende kam es wie in den vergangenen zehn Jahren: Wir planten für eine weitere Teilnahme. Schnell war die Mannschaft aus 2017 reaktiviert und unsere elfte Teilnahme konnte kommen … bis zu jenem 5. April, an dem Sigrun in den schweren Unfall auf Mallorca verwickelt wurde, bei dem eine Autofahrerin von hinten in eine Gruppe Radfahrer raste. Während das ganze für unsere Teamathletin, die im Winter auch Skimarathons in unseren Farben bestreitet, eher glimpflich verlief, endete es für den Guide, der übrigens auch für Kelheim als Einzelfahrer gemeldet war, tödlich. Sigrun saß zwar einige Wochen später bereits wieder im Sattel, an eine Teilnahme in Kelheim war allerdings nicht zu denken. Und so streckten wir die Fühler aus, um unser Team zu komplettieren. Silvia Perrenoud, unsere Überraschung aus dem letzten Jahr, erhielt schließlich den entscheidenden Tipp: Ladina Guidon, die unweit ihres Heimatortes wohnt, aber der sie noch nie begegnet war, sei ein mehr als ebenbürtiger Ersatz. Wie recht der Tippgeber hatte, sollten wir am Renntag dann selbst erleben. Neben Silvia und Ladina bestritt Thomas Freimuth sein elftes 24 Stunden Rennen in Kelheim, während Florian Wirth zum vierten und Daniel Debertin zum Dritten Mal dabei waren.
Daniel war es dann auch, der wie im letzten Jahr die Aufgabe des Startfahrers übernahm. Nach seinem Sieg in der Sprintwertung 2017 am höchsten Punkt der 16,5 Kilometer langen Runde waren dieses Mal natürlich alle Augen auf ihn gerichtet. Im Interview mit dem neuen Moderator der Veranstaltung, Bernhard „Fleischi“ Fleischmann, gab er sich dann auch eher zurückhaltend, was seine Erfolgsaussichten auf eine Wiederholung des Sprintsieges betraf. Dann fällt der Startschuss, wie gewohnt mit lautem Böllerkrachen und die Meute hetzt los. Daniel hält sich in der Spitze auf, versteckt sich aber am ersten Anstieg im Windschatten. Am zweiten Anstieg geht es dann zur Sache. Ein anderer Fahrer drückt aufs Tempo und kann sich zusammen mit Daniel absetzen. Das ist die perfekte Vorarbeit für unseren Bergfloh, der sich schließlich mit deutlichem Vorsprung erneut die Wertung sichert. Allerdings schließen in der folgenden Abfahrt und im Flachstück zurück nach Kelheim viele Fahrer wieder auf und es kommt eine große Spitzengruppe zum ersten Wechsel. Anders als im letzten Jahr befinden sich neben unserem Team noch fünf weitere Mixed-Mannschaften ganz vorne. Das gibt uns schon einmal einen Vorgeschmack darauf, dass es in diesem Jahr deutlich schwerer werden wird zu gewinnen, wie zwölf Monate zuvor. Auch eine Vierergruppe auf der zweiten Runde mit Flo kann sich nicht an der Spitze behaupten. Thomas hält die Position im Spitzenfeld und wir setzen zunächst auf die gleiche Taktik wie im vergangenen Jahr. Da jeder im Team nach 15 Runden drei Runden gefahren sein muss, heißt es den richtigen Mittelweg zwischen lange an der Spitzengruppe dranbleiben und Einsetzen der Damen zu finden. Für uns bedeutet das, dass wir Daniel die vierte Runde absolvieren lassen und erst dann Silvia ins Rennen schicken. Leider verpasst sie direkt nach dem Wechsel den Zug nach vorn und muss abreißen lassen. Sie verliert allerdings nicht viel Zeit auf das Mixed-Team des VfB Kipfenberg, das nun die Führung übernimmt. Nach Ladinas erster Runde sorgen Flo und Tom allerdings dafür, dass wir wieder die Führung übernehmen.
Damit sind die ersten hektischen Runden geschafft und es beginnt der übliche Rhythmus. Ab der 16. Runde übernehmen zunächst die Herren im Team das Kommando und bauen in drei Dreier-Törns einen sicheren Vorsprung auf. In der 21. Runde kommen zudem die führenden Teams bei den Herren von hinten herangeprescht und wir haben vier Runden lang hochkarätige Begleitung. Bis zur Überrundung unseres stärksten Konkurrenten in der Mixed-Wertung, dem Radsport Team Gaimersheim, dauert es aber dann noch deutlich länger. Den Grundstein dazu legt schließlich Ladina. Da wir den Anschluss an die schnellsten Herren inzwischen verloren haben, ist es wichtig, möglichst jede gute Gruppe zu halten, die sich finden lässt. Schließlich kann man zusammen viel Kraft sparen, wenn die Straße auf dem langen Weg zurück von Essing bis nach Kelheim nur flach dahin führt. Und so ist unsere zweite Schweizerin etwas besorgt, als sie in einer Gruppe mit den 7., 8. und 9. der Herrenkategorie fahren soll. Inzwischen liegt die Nacht hinter uns und die Sonne strahlt wieder vom Himmel. Voll konzentriert merkt Ladina beim Wechsel gar nicht, dass sich das führende Team bei den Herren, die Kreissparkasse Kelheim, inzwischen allein in Führung in unsere Gruppe geschoben hat. Eine scheinbar unlösbare Aufgabe liegt vor ihr. Doch nach einer langen Nacht sind auch die Top-Herrenteams froh um jede Begleitung und es wird nicht attackiert. So schafft es Ladina tatsächlich dran zu bleiben und übergibt nach 25:25 Minuten, einer der schnellsten Rundenzeiten die je von einer Dame in Kelheim gefahren wurde, überglücklich an Silvia. Tom und Daniel machen die Überrundung dann schließlich perfekt und ab der 44. Runde kann uns nur noch Defekt- oder Sturzpech vom Sieg trennen. Am Ende ist es Silvia, die nach der 54. Runde als letzte Fahrerin unseres Teams eine Runde beenden kann. Dies gelingt knapp 13 Minuten eher als im letzten Jahr. Müde, aber voller Stolz empfangen wir sie im total überfüllten Zielbereich und bejubeln unsere Titelverteidigung.
Es bleibt nicht viel Zeit zum Feiern, es braut sich ein Gewitter zusammen und das Fahrerlager muss noch abgebaut werden. Wir schaffen es gerade so und retten uns in unsere Autos, wo wir den Beginn der Siegerehrung abwarten. Dort gibt es dann zunächst die Ehrung von Daniel als Sprintsieger, ehe wir zusammen mit den Gaimersheimern und den Drittplatzierten von der Tierklinik Kelheim auf dem Podium stehen. Gefeiert wird im Anschluss in der Eisdiele, wo es zu einer Premiere kommt. Gerade einmal eine Stunde nach Zielschluss bekennen sich unsere Fahrer klar zu einer erneuten Teilnahme im nächsten Jahr. So früh gab es das noch nie!
An dieser Stelle wollen wir uns bedanken bei unserem treuen Sponsor und Bekleidungspartner Löffler Premium Sportswear, der uns seit inzwischen elf Jahren unterstützt. Danke auch ans Ausdauernetzwerk, Xenofit, xc-ski.de, Teammanagerin Sabine Freimuth und Physio Thomas sowie Logistikchef Heinz. Zum Schluss eine tiefe Verbeugung vor den Teamfahrern Ladina Guidon, Silvia Perrenoud, Florian Wirth, Daniel Debertin und Thomas Freimuth sowie den Machern des 24 Stunden Rennens in Kelheim!