Sportpsychologie: Eine Nordische Ski WM ohne Zuschauer ist wie …

Leere Zuschauerränge © NordicFocus

… der Weltcupzirkus ohne Norweger, wie eine Bratwurst ohne Senf, wie ein Winter ohne Schnee: möglich, aber irgendwie nicht das Gelbe vom Ei. Nach den Oberstdorfer WM-Austragungen 1987 und 2005 wird es dieses Jahr nämlich anders: es wird eine Geister-WM. Was kann man sportpsychologisch aus so einer Situation mitnehmen, wie kann man sich vorbereiten, was sollte man beachten? Erik Schneider, Disziplintrainer der deutschen Skilangläuferinnen sieht die Herausforderung besonders im Covid-Test-geprägten Tagesablauf.

Die Vorbereitung für ein Geisterevent beginnt früh

„Wir bereiten uns jetzt seit 3 Jahren auf das Event vor. Durch die Nähe checkt man das Umfeld genauer, trainiert auf Laufband-Profilen, welche die Strecken imitieren und versucht das gesamte Umfeld mit in die Situation einzubeziehen“, berichtet der Nationaltrainer. Zuerst einmal scheint das nichts Besonderes zu sein, schließlich will man ja den Heimvorteil nutzen und die Strecken zur WM in- und auswendig kennen. Die Vorbereitung ist immens wichtig! Mit Vorstellungstraining kann man sich den Streckenverlauf immer und immer wieder im Kopf ansehen. Durch das frühzeitige Kennenlernen des Umfeldes rund um das Stadion kann man Wege und Umwege besser einschätzen und den Wettkampftagesablauf optimieren. Bestimmte Rennabschnitte können in Trainingslagern simuliert werden, sodass man sich auf jede Eventualität vorbereiten kann.

Der besondere Vorteil einer Heim-WM fällt weg

Wie bei allen anderen Sportveranstaltungen sind auch in Oberstdorf keine Zuschauer zugelassen. Motivational, emotional und strukturell sieht Erik Schneider hier große Nachteile. „Rational betrachtet nimmt das Fehlen hunderter „Schulterklopfer“ vor und nach den Rennen aber eine Menge Druck …“ Das gilt sicherlich sowohl für die Sportler als auch für die Trainer. Die leeren Ränge können sich tatsächlich auf den empfundenen Druck von außen auswirken. Den Sportlern kann es so leichter fallen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren: ihre sportliche Leistung. Außerdem konnten sie sich in den letzten Monaten ja schon an die Stille auf der Strecke und in den Stadien gewöhnen. Das Wichtige bei dieser besonderen WM ist die Einstellung zur Gesamtsituation. Man kann die Rahmenbedingungen nicht ändern, sehr wohl aber, wie man damit umgeht!

Das gesamte Interview mit Erik Schneider lest ihr hier: www.die-sportpsychologen.de

Lisa König ist Sportpsychologin. Sie war Skilangläuferin am Sportgymnasium Oberhof und der Unimannschaft der Michigan Tech University in den USA. Nach ihrem Bachelorabschluss in Psychologie absolvierte sie ein Masterstudium der angewandten Sportpsychologie und hilft Sportlern, Trainern und Mannschaften das beste aus ihrer sportlichen Leistung herauszuholen und ihr mentales Wohlbefinden zu verbessern. Sie bietet sportpsychologische Workshops, Coachings und Trainings an: www.die-sportpsychologen.de/lisa-koenig.